Klin Padiatr 2010; 222 - HV_48
DOI: 10.1055/s-0030-1261356

Aktuelle Daten aus Birma

T Höhn 1
  • 1Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf

Hintergrund: Militärdiktatur und wirtschaftlicher Niedergang haben einen negativen Effekt auf das Gesundheitswesen im ehemaligen Birma, heute Myanmar. Bereits 1996 wurde eine Säuglingssterblichkeit von 105 pro tausend Lebendgeborenen berichtet. Ziel: Untersuchung der Entwicklung der Mortalitätsraten von Neugeborenen, Säuglingen und Kindern in Myanmar während der vergangenen Dekaden. Methoden: Die verwendeten Daten stammen von der Central Statistical Organization (CSO), der staatlichen Statistikverwaltung in Myanmar, von der UNICEF und von der WHO. Als Parameter wurden die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren (U5MR), die Säuglingssterblichkeitsrate (IMR), und die Neugeborenensterblichkeitsrate (NMR) verglichen.

Ergebnisse: Während der 1990er Jahre lag die U5MR bei 77/1000, die IMR bei 58/1000, und die NMR bei 37/1000. 2002/2003 lagen der CSO zufolge die U5MR bei 66,1/1000, die IMR bei 49,7/1000 und die NMR bei 16,3/1000. Die von der WHO 2003 veröffentlichten Daten vermitteln ein deutlich weniger optimistisches Bild: die U5MR wird mit 107/1000, die IMR mit 76/1000 und die NMR mit 35/1000 berichtet. Die neuesten verfügbaren Daten stammen von der UNICEF aus dem Jahre 2008: die U5MR bei 98/1000, die IMR bei 71/1000, die NMR 2004 bei 49/1000. Unabhängig von den Altersgruppen war die Verteilung der Mortalität höchst ungleichmäßig: 83% aller Todesfälle ereigneten sich in den ländlichen Gebieten. 73% der Todesfälle von Kindern unter 5 Jahren wurden in der Altersgruppe 0–11 Monaten registriert, 34% der Säuglingstodesfälle im ersten Lebensmonat. Die Mehrzahl der Todesfälle war bedingt durch akute respiratorische Infektionen, Diarrhoen, Infektionen des Gehirns, oder Septitiden. Veränderungen der medizinischen Versorgung im Laufe des Beobachtungszeitraums schließen die Einführung von Nahrungssupplementation und Impfprogrammen ein. Schlussfolgerung: Internationale Quellen (UNICEF, WHO) legen eine deutlich kritischere Situation kindlicher Mortalitätsraten in Myanmar nahe als die von der CSO veröffentlichten Zahlen. Obwohl die Mortalitätsraten im Vergleich mit den Daten von 1996 rückläufig sind, scheint der diesbezügliche Fortschritt weniger ausgeprägt als medizinisch und politisch gewünscht. Weitere, substantielle Reduktionen der Mortalitätsraten bedürfen struktureller Veränderungen in den ländlichen Bereichen um die dort überproportional hohen Mortalitätsraten von U5MR, IMR und NMR zu senken.