Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_35
DOI: 10.1055/s-0030-1261348

Reduktion der deviceassoziierten Infektionsrate durch verbesserte Hautdesinfektion vor der Anlage von peripheren Verweilkanülen (PVK) bei Frühgeborenen (FG) mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm

I Franzen 1, H Von Baum 1, H Hummler 2, W Lindner 2
  • 1Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • 2Sektion Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Universitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin, Ulm

Hintergrund: Im Zeitraum 4/2006 bis 3/2008 war die PVK-assoziierte Infektionsrate mit 14,4 Infektionen pro 1000 Devicetage bei FG mit einem Geburtsgewicht von 500–999g hoch (Neo-KISS Surveillance, 1). Eine ungenügende Hautdesinfektion bei PVK Anlage könnte ursächlich sein.

Ziel: Reduktion der PVK-assoziierten Infektionsrate durch Standardisierung und Verbesserung der Hautdesinfektion. Methode: Zeitraum A) 4/2008–1/2009: Hautdesinfektion mit unsterilen Zellstofftupfern und Isopropylalkohol 70%. Bakteriologischer Hautabstrich an der Einstichstelle direkt nach erfolgreicher PVK-Anlage. Interventionen: I) Besprechung der Ergebnisse mit den ärztlichen Mitarbeitern. II) Einführung eines schriftlichen Standards zur Hautdesinfektion. III) Verwendung von sterilen, mit Isopropylalkohol 70% getränkten Tupfern (Alcohol Pads B. Braun). Zeitraum B (2/2009–2/2010): Anwendung der geänderten Hautdesinfektion, bakteriologischer Abstrich wie bei A). Vergleich der bakteriologischen Kontaminationsraten und der PVK-assoziierten Infektionsraten im Zeitraum A und B. Eine Fallzahlberechnung im Anschluss an Zeitraum A zeigte, dass 200 Abstriche im Zeitraum B erforderlich waren um eine Reduktion der Kontamination von 10% auf 3% zu beweisen.

Ergebnisse: Im Zeitraum A wurden 217 Abstriche bei 58 von 78 FG (74%) und im Zeitraum B wurden 200 Abstriche bei 62 von 100 FG (62%) abgenommen. Gestationsalter (Zeitraum A: 26,9 (23,0–35,7); Zeitraum B: 26,3 (22,6–31,9) SSW] und Geburtsgewicht [Zeitraum A: 845 (265–1480); Zeitraum B: 820 (380–1490)g] waren nicht signifikant verschieden. Die Kontaminationsrate der Einstichstellen bei PVK nahm von 11,1% (A) auf 5,5% (B) ab. Zeitgleich verbesserte sich die PVK assoziierte Infektionsrate von 13,6 auf 7,8 (500–999g), bzw. von 4 auf 0 (1000–1499g). Fazit: Mit einfachen Interventionen (Problembewusstsein schaffen, Verwendung steriler Alkoholtupfer, Standardisierung der Desinfektionsmaßnahmen) wurde die bakteriologische Kontaminationsrate der PVK Einstichstellen halbiert und die PVK-assoziierte Infektionsrate um 42,6% reduziert.

1. www.nrz-hygiene.de/surveillance/neo.htm