Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_FV_10
DOI: 10.1055/s-0030-1261347

Rückschlagventile und bakterielle Kontamination

D Kiski 1, A Friedrich 2, H Karch 2, H van Aken 3, B Ellger 3
  • 1Westf. Wilhelms-Univ.-Pädiatrische Kardiologie, Münster
  • 2Westf- Wilhelms-Univ.-Hygiene, Münster
  • 3Westf. Wilhelms-Univ.-Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Münster

Hintergrund: Rückschlagventile (RVs) sollen eine Volumenverschiebung gegen die Durchflussrichtung verhindern, um bei Schwerkraft- und Druckinfusionen eine Vermischung parallel verabreichter Infusionslösungen im Infusionssystem zu verhindern. Fragestellung: Wir untersuchten, ob RVs bei Langzeitinfusionen mit niedrigem Fluss in und gegen die Durchflussrichtung einen Rückfluss von Infusionslösungen und eine bakterielle Kontamination entgegen der Durchflussrichtung vermeiden können. Material und Methoden: Im ersten Teil des Experimentes wurde das physikalische Schließverhalten von 40 RVs 5 verschiedener RV-Modelle getestet. Bei pumpengetriebener Infusion gegen die RV-Durchflussrichtung sollte sich, bei dichtem Schluss des RVs, durch Volumenverschiebung vor dem RV ein Druck linear erhöhen. Im zweiten Teil wurde untersucht, ob RVs eine bakterielle Kontamination einer Druckleitung entgegen der Durchflussrichtung verhindern. Hierbei wurden Indikatorbakterien mit unterschiedlichem Migrationsverhalten (S. aureus, S. epidermidis, P. mirabilis) in unterschiedlichen Infusionslösungen (NaCl 0,9% und Propofol) untersucht. Getestet wurde das Migrationsverhalten der Bakterien entgegen der RV-Durchflussrichtung bei Druckaufbau gegen die RV-Durchflussrichtung sowie bei niedrigem Fluss in Durchflussrichtung der RVs. Ergebnisse: Bei einem Fluss von 0,1ml/h gegen die RV-Durchflussrichtung wurden 14% der Ventile undicht getestet. Bei einer Flussrate von 1ml/h waren 7,5% undicht. Es waren Ventile aller Herstellerwaren betroffen. Alle untersuchten Bakterienstämme konnten in der Infusionslösung Propofol die RVs passieren. In NaCl 0,9% passierte nur P. mirabilis das RV. Der schwärmend wachsende Stamm P. mirabilis konnte die Druckleitungen über die längsten Strecken kontaminieren. Der biofilmbildende Stamm S. epidermidis konnte ebenfalls häufig lange Strecken der Druckleitungen kontaminieren. Durch S. aureus kam es am seltensten zur Kontamination. Diskussion: Bei intravenösen Narkosen mit Propofol besteht häufig der Wunsch Medikamentenreste nicht verwerfen zu müssen, sondern sie bei einem anderen Patienten weiter verwenden zu können. Die Annahme ist weit verbreitet, dass durch die Integration von RVs in Infusionssysteme ein Rückfluss von Infusionslösungen und damit auch der Rückfluss von Bakterien zu verhindern ist und daher das Verwenden von in eine Spritze aufgezogenen Medikamenten für mehrere Patienten statthaft ist. Schlussfolgerung: Unsere Arbeit zeigt, dass RVs einen Rückfluss von Infusionslösungen nicht zuverlässig verhindern und keinen sicheren Schutz gegen bakterielle Kontamination und damit der Übertragung von Infektionen bieten.