Klin Padiatr 2010; 222 - HV_43
DOI: 10.1055/s-0030-1261344

Beatmungs-assoziierte Pneumonien

L Bindl 1
  • 1Réanimation Pédiatrique, Centre Hospitalier, Luxembourg, Luxemburg

Epidemiologie: Beatmungs-assoziierte Pneumonien stellen die relativ häufigste „device-assoziierte“ infektiöse Komplikation in der Intensivmedizin dar. Die mittlere Inzidenz beträgt 5,5/1000 Anwendungstage in der Gesamtpopulation bzw. 1,7/1000 auf Kinder-Intensivstationen (KISS 2003–07). Sie verlängern signifikant die Beatmungsdauer, während eine kausal erhöhte Sterblichkeit nicht bei Kindern belegt ist. Definition und Diagnose: Die CDC-Definition fordert das neue Auftreten (mindestens 48 stündige Beatmung) klinischer Symptome (verändertes Trachealsekret, verschlechterter Gasaustausch) und einer systemischen Entzündungsreaktion zusammen mit pneumonischen Veränderungen im Röntgenbild. Die Spezifität der Diagnose und die Antibiotikatherapie können durch eine (i.d.R. nicht-bronchoskopische) broncho-alveoläre Lavage mit quantitativer Keimanalyse erhöht werden; „Protected-brush“-Proben sind für Kinder nicht validiert und insbesondere bei niedrigem Gewicht unpraktikabel. Erreger und Infektionswege: Häufigste Erreger sind S. aureus, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacteriaceae. Die Infektion erfolgt über eine absteigende Besiedlung entlang der Tubusoberfläche, die Aspiration aus dem Hypopharynx, insbesondere bei gastroösophagealem Reflux, exogene Kontamination bei Eingriffen oder auch hämatogen. Risikofaktoren: Gesicherte Risikofaktoren sind eine neuromuskuläre Blockade, Intra- und Interhospital – Transporte, Immundefizienz, Bronchoskopie, Reintubationen, vorausgehende Antibiotikatherapie und kontinuierliche enterale Ernährung. Entsprechend ist die Inzidenz bei neurochirurgischen Intensivpatienten besonders erhöht. Präventionsmassnahmen: Allgemeine Hygienemassnahmen, bevorzugt nicht-invasive Beatmung, orale Intubation, Reduktion der pharyngealen Keimdichte (Verzicht auf großzügige Antazidatherapie, Oberkörper-Hochlagerung), evtl. Selektive Dekontamination des Darmtraktes (SDD) und bakterizide Tubusbeschichtungen.