Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_27
DOI: 10.1055/s-0030-1261332

Internationales Online-Register von Personen mit chromosomaler Integration des HHV- 6 Genoms (CIHHV-6)

V Strenger 1, M Harg 1, W Schwinger 1, D Ablashi 2, W Zenz 1, C Urban 1
  • 1Univ. Klinik f. Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • 2HHV-6 Foundation, Santa Barbara, USA

Hintergrund: Die chromosomale Integration des HHV-6 Genoms (CIHHV-6) in die menschliche Erbsubstanz ist ein selten diagnostiziertes Phänomen. Es führt zu persistierend positiven HHV-6 PCR-Befunden mit hoher DNA-Kopienzahl in Blut und Gewebe, was als bedrohliche Infektion/Reaktivierung fehlinterpretiert werden kann. Wird CIHHV-6 von einem Elternteil ererbt, findet sich das HHV-6-Genom in jeder Körperzelle. Wird CIHHV-6 über Knochenmark- oder Stammzelltransplantation (SZT) übertragen findet sich das HHV-6-Genom nur in Zellen, welche aus hämatologischen Stammzellen hervorgehen. Obwohl die Prävalenz auf 0,2 bis 5% geschätzt wird, existieren bisher nur wenige Fallberichte und kleine Fallserien. Die beschriebenen Personen sind teilweise gesund oder zeigen unterschiedlichste Erkrankungen. Inwieweit CIHHV-6 ursächlich für diese bisher beschriebenen Erkrankungen ist, ist unklar. Während es Hinweise auf Replikation des integrierten Genoms gibt, ist es unklar, in wieweit eine virostatische Therapie Einfluss darauf hat und wie das Immunsystem der entsprechenden Personen auf eine Infektion mit HHV-6 oder anderen Herpesviren reagiert.

Methoden: Mittels online-Fragebogen werden international klinische Daten von Personen mit CIHHV-6 erfasst. Dabei gilt CIHHV-6 als möglich, wenn hohe HHV-6 DNA-Kopienzahlen (>3,5 log10 im Serum oder >5 log10 im Vollblut) vorliegen und kein neg. HHV-6 PCR Befund vorliegt, als wahrscheinlich, wenn zusätzlich weitere Hinweise auf CIHHV-6 bestehen (beobachtete Persistenz der hohen HHV-6 DNA-Kopienzahlen über >6 Monate, CIHHV-6 bei Blutsverwandten, pos. HHV-6 PCR aus Haarfollikel, Fibroblasten etc.), und als gesichert, wenn das HHV-6 Genom am menschlichen Chromosom mittels FISH-Analyse detektiert wurde. Der Fragebogen beinhaltet u.a. folgende Fragen: Art der Diagnose, HHV-6 Variante, chromosomale Lokalisation, Symptome und Erkrankungen der Patienten/Probanden (speziell solche, die im Zusammenhang mit HHV-6 oder CIHHV-6 beschrieben wurden), Verlauf von Erkrankungen, welche durch HHV-6 oder andere Herpesviren verursacht werden. Zusätzlich kann Material (PBMCs) von Personen mit CIHHV-6 in einer von 2 Studienstandorten (in Europa bzw. USA) gelagert werden. Die teilnehmenden Kliniken können auf dieses Material für zukünftige (in vitro) Studien zurückgreifen. Außerdem kann das CIHHV-6 Register als Quelle zur Probandenrekrutierung für weitere Studien zu CIHHV-6 dienen, wobei die Kontaktaufnahme über die betreuenden Kliniken nach persönlicher Einwilligung der Probanden erfolgt. Nähere Informationen und das online Formular werden unter www.cihhv-6.com verfügbar gemacht. Diskussion: Das vorgestellte Projekt soll möglicherweise mit CIHHV-6 assoziierte Krankheitsbilder identifizieren, klinische Hinwiese über die Immunabwehr gegenüber HHV-6 und anderen Herpesviren geben, eine unfassende Materialsammlung für in vitro Studien zur Verfügung stellen und als Register für mögliche Teilnehmer an zukünftigen Studien dienen.