Klin Padiatr 2010; 222 - HV_34
DOI: 10.1055/s-0030-1261331

Toxoplasmose

A Pollak 1, M Hayde 1, A Prusa 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien, Österreich

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit dem Parasiten Toxoplasma gondii infiziert. Während die Infektion bei Immunkompetenten fast immer asymptomatisch verläuft, besteht während der Gravidität die Gefahr der fetalen Infektion mit schweren Konsequenzen für das Ungeborene. Das fetale Infektionsrisiko steigt mit dem Gestationsalter exponentiell an, die Schäden im Gehirngewebe sind umso ausgeprägter, je länger die intrauterine Infektion bestanden hat. Da die Infektion unbemerkt abläuft, ist die serologische Testung aller Schwangeren der einzige Weg, mütterliche Infektionen aufzudecken, fetale Infektionen zu vermeiden oder ihre Ausprägung abzuschwächen. Österreich und Frankreich haben ein derartiges Screening seit 1975 bzw. 1978 flächendeckend eingeführt. Das Screening wird in Österreich im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Vorsorge für alle Schwangere kostenlos von Routinelaboratorien mithilfe automatisierter Testverfahren durchgeführt. Mit sensiblen Testverfahren hoher Trennschärfe hilft das Referenzlabor, das Screening effektiver und kostengünstiger zu gestalten. Durch Anwendung von Zusatztests können im Sinne der Qualitätssicherung unnotwendige medikamentöse Behandlungen von Schwangeren und nicht infizierten Feten vermieden werden. Hochsensible Methoden (PCR aus Amnionflüssigkeit) können auch geringste Mengen von Parasiten-DNA nachweisen. Eine zusätzliche Möglichkeit, fetale Infektionen aufzudecken, steht mit dem 2002ergänzend eingeführten Neonatalscreening zur Verfügung: der Nachweis von Toxoplasma-spezifischem IgG im Nabelschnurblut von ehemals seronegativen Müttern führt diese Risikokinder einer Behandlung zu, bis der Infektionsstatus der Neugeborenen geklärt ist. Ein umfassendes serologisches und klinisches Follow-up aller Kinder von Frauen nach gestationaler Toxoplasma-Infektion ist bislang nur in Österreich etabliert. Die Daten dieses Toxoplasmose Registers erlauben es die Treffsicherheit des Behandlungsalgorithmus zu bestätigen. Dafür werden der Verlauf der kindlichen Serologie und die Ergebnisse von Funduskopien, Hörtests und entwicklungsneurologischen Untersuchungen herangezogen.