Klin Padiatr 2010; 222 - HV_33
DOI: 10.1055/s-0030-1261330

„Whose Baby Syndrom“ und Aufbau der Eltern-Kind-Beziehung

M Jotzo 1
  • 1Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V., Frankfurt

Das „Whose Baby Syndrom“ ist ein psychodynamisches Konzept von W.E. Freud, das Beziehungen und Interaktionen zwischen dem Team und Eltern Früh- und Risikogeborener auf der Neugeborenen(intensiv)station hinterfragt. Das „Whose Baby Syndrom“ erscheint heute als ein veraltetes Konzept, doch die von W.E. Freud beschriebenen „Symptome“ wie Widerstand gegen Veränderung, Konkurrenz, Macht- und Besitzanspruchskämpfe finden sich auch heute in konkreten Situationen und Strukturen in Neugeborenen(intensiv)stationen. Grundlage für die Entstehung dieser „Symptome“ ist auch der alltägliche Spagat zwischen professioneller Kompetenz und Fördern der Elternkompetenz sowie dem Anspruch an das Team, möglichst zugewandt für das Kind zu sorgen und gleichzeitig nicht in die Eltern-Kind-Beziehung einzugreifen, sondern deren Aufbau zu stützen und zu fördern. Die „Nebenwirkungen“ und Folgen des „Whose Baby Syndroms“ sind Störungen in der Beziehung und Interaktion zwischen Team bzw. Teammitgliedern und Eltern. Eltern fühlen sich ausgeschlossen, abgewertet und reagieren mit Rückzug, Kritik oder Aggression. Dies kann so weit eskalieren, dass die Kritik an einzelnen Situationen oder Personen sich auf das gesamte Team, die Abteilung oder gar die Gesamtklinik ausweitet und offensiv nach außen getragen wird. Das Team fühlt sich angegriffen und abgewertet, oft sind Spannungen und Auseinandersetzungen im Team die Folge. Die langfristigen Folgen für die Familien können bis in die spätere Eltern-Kind-Interaktion hinein wirken. Abschließend geht der Vortrag auf konkrete Wege aus diesem Dilemma zwischen Fürsorge für Kinder und Eltern einerseits und nötiger Klarheit und Distanz andererseits ein.