Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_25a
DOI: 10.1055/s-0030-1261327

Topographische Anatomie herznaher venöser Gefäße zur Anlage eines zentralen Venenkatheters in der Neonatologie

F Eifinger 1, K Brisken 2, B Roth 1, J Koebke 2
  • 1Univ.-Kinderklinik, Köln
  • 2Institut II für Anatomie, Uniklinikum, Köln

Hintergrund: Die Anlage eines zentralen Venenkatheters (ZVK) oder Einschwemmkatheters (ESK) ist in der Versorgung kritisch kranker Früh- und Neugeborener ein wesentlicher Therapiebestandteil. Die Anlage birgt jedoch Risiken und lebensbedrohliche Komplikationen. Bezüglich der Wahl der Insertionsstelle, der Anlagetechnik und der optimalen Lagerung der Patienten fehlen bislang einheitliche Richtlinien und Untersuchungen. Daten zur Anatomie im Kindesalter, insbesondere zu der des Früh- und Neugeborenen, sind in der Literatur nur vereinzelt zu finden. Material und Methoden: In der vorliegenden Arbeit wurden a) herznahe großkalibrige Venen sowie b) Venen der oberen Extremiät von zehn Demonstrationspräparaten des Anatomischen Institutes mit einem Gestationsalter zwischen 27. und 36. Wochen untersucht. Nach der Präparation erfolgte die fotographische Dokumentation und Darstellung des Gefäßverlaufes. Weitere Untersuchungen umfassten die Bestimmung der Gefäßdurchmesser sowie der Winkelbestimmung der Gefäßverzweigungen und die Ermittlung der Lagebeziehung zwischen V. jugularis interna (VJI) zu A. carotis communis (ACC) und zu V. subclavia (VS) als auch deren Lageveränderungen durch Kopfdrehung. An beiden oberen Extremitäten wurde der Verlauf peripherer Venen unter Berücksichtigung des Gefäßdurchmessers sowie des Gefäßverlaufes im Allgemeinen untersucht. Ergebnisse: Der Gefäßverlauf herznaher Venen zeigte eine hohe Varianz. Die Winkelmessungen bei neutraler Kopfposition ergaben, dass die rechte VJI von allen untersuchten Insertionsstellen den geradlinigsten Verlauf zur V. cava superior bietet. An allen drei Messpunkten wies die rechte VJI einen größeren mittleren Durchmesser auf als die linke Vene. Interessanterweise war eine Abhängigkeit der Gefäßdurchmesser von VS und VJI vom Gestationsalter nicht unmittelbar erkennbar. In neutraler Kopfposition lag die VJI in den meisten Fällen lateral der ACC. Durch die Rotation des Kopfes zur kontralateralen Seite verschob sich die VJI im cranialen Bereich des Halses nach medial, woraus meistens eine Überlagerung der ACC durch die VJI resultierte. Mit zunehmender Kopfdrehung nahm auch die Fläche der Überlagerung zu. Die Messung der Gefäßdurchmesser an den oberen Extremitäten zeigte, dass die Anlage eines ESK's das Gefäßlumen der Venen in der Regel nicht okkludiert. Schlussfolgerung: Aus anatomischer Sicht stellt die rechte VJI eine bevorzugte Insertionsstelle dar, da sie ein kaliberstarkes Gefäß ist und einen annähernd geradlinigen Verlauf zur V. cava superior bietet. Eine Kopfrotation zur kontralateralen Seite führt zu einer Veränderung der Lagebeziehung zwischen VJI und ACC und könnte dadurch das Risiko arteriellen Fehlpunktion und weiterer Verletzungen erhöhen. Desweiteren nimmt durch Rotation des Kopfes der Einmündungswinkel der V. jugularis interna in die V. brachiocephalica einen steileren Verlauf. ESK's okkludieren die cubitalen und brachialen Venen in der Regel nicht.