Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_FV_9
DOI: 10.1055/s-0030-1261310

Virosomale Influenza-Impfung bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1500g bzw. einem Gestationsalter <32 SSW

J Christoph 1, E Kattner 1, L Tramsen 2, T Lehrnbecher 2
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
  • 2Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt

Hintergrund: Frühgeborene mit chronischen Erkrankungen vor allem der Lungen und des Herzens haben im 1. Lebensjahr eine hohe Influenza-Erkrankungsquote und Hospitalisierungsrate. Influenza-Impfstoffe sind erst ab 6 Monaten zugelassen, bei kleineren Säuglingen zeigte sich die Influenza-Impfung sehr wenig reaktogen, aber nicht ausreichend immunogen (Groothuis: Pediactrics 87(1991), 823–828). Fragestellung: Ist nach virosomal verstärkter Grippeschutz-Impfung (Inflexal V in ½ Dosis von 0,25ml) zeitgleich zu den Regelimpfungen bei sehr kleinen Frühgeborenen eine immunologische Impfantwort messbar? Material und Methode: Peripheres Blut von neun geimpften Säuglingen wurde einen Monat nach Influenzaimpfung (6×nach zweiter, 3×nach erster) in den Jahren 2006 bis 2010 entnommen. Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt 85 (56–156) bzw. 132 (88–173) Tage (Mittelwert, Bereich) alt. Die mittels Dichtegradientenzentrifugation isolierten mononukleären Zellen (MNZ) wurden mit dem jeweils saisonalen Influenzaimpfstoff für 13 Stunden inkubiert. Der Nachweis spezifisch auf den Impfstoff reagierender CD3+/CD4+ T-Helferzellen vom Subtyp 1 erfolgte dann über die Messung der Zytokine Interferon (IFN)-γ und Tumornekrosefaktor (TNF)-α mittels intrazellulärer Zytokinfärbung (ICC) mithilfe eines Vier-Farb-Durchflusszytometers (FACSCalibur, Beckton Dickinson).

Die spezifischen Antikörper gegen Grippe im Hämagglutinationshemmtest (HAH-Test) sind bei Abstract-Einreichung noch nicht gemessen, dies soll erst nach Ende der Influenza-Saison 2009/2010 in einem Lauf geschehen. Ergebnisse und Diskussion: Bei keiner der neun (von 15 vom Biometriker geplanten) mittels ICC untersuchten Blutproben konnte nach Stimulation mit dem Influenzaimpfstoff CD3+/CD4+ T-Helferzellen mit einem intrazellulären Nachweis von (IFN)-γ oder (TNF)-α gemessen werden. Schlussfolgerung: Die Influenza-Impfung mit Virosomen als Adjuvanz zeitgleich zu den Regelimpfungen bei sehr kleinen Frühgeborenen induziert keine sicher messbare zelluläre Immunität. Zur Protektion dieser besonders vulnerablen Patientengruppe können daher z.Z. nur dienen:

  • Umgebungsschutz durch Grippeimpfung der Eltern und anderer Familienangehöriger

  • virustatische Behandlung, seit 2009 bei pandemischer Influenza für Säuglinge ab dem Alter von 1 Monat zugelassen.