Klin Padiatr 2010; 222 - HV_24
DOI: 10.1055/s-0030-1261306

ESBL

M Knuf 1
  • 1HSK Klinik für Kinder und Jugendliche, Wiesbaden

Sogenannte extended-spectrum Betalactamasen (ESBL) sind Enzyme, die vorzugsweise von gramnegativen Bakterien sezerniert werden und den Betalaktamring der Betalaktamantibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Monobaktame u.a.) eröffnen und damit die antibakterielle Wirkung inaktiveren. Innerhalb der Betalaktamasen sind zwei Enzyme besonders bedeutsam (TEM 1, TEM 2), die erstmals in den 60er Jahren detektiert wurden. In der jüngeren Vergangenheit wurden immer wieder Ausbrüche von Infektionen durch ESBL-produzierende Erreger, wie Klebsiella pneumoniae, Serratia marcescens, Enterobacteriaceae und andere gramnegative Bakterien beschrieben. Zu den Risikofaktoren, die das Auftreten von Infektionen durch ESBL-tragende Erreger begünstigen, gehören Länge des Krankenhausaufenthaltes, insbesondere auf der Intensivstation, die Anwendung von zentralen Venenverweilkathetern bzw. arteriellen Messkathetern, abdominelle, chirurgische Eingriffe, die Anwendung von Gastro- bzw. Jejunostomien, ein niedriges Geburtsgewicht, vorhergehende Anwendung von Antibiotika, Schwere der Erkrankung, Blasenkatheter, Beatmung und Dialyse. Durch Untersuchungen auf neonatologischen Intensivstationen konnte als bedeutender Risikofraktur für die Besiedelung mit ESBL eine vorangehende antimikrobielle Therapie identifiziert werden. Die Muttermilchernährung stellt offenbar einen protektiven Faktor dar. Präventionsstrategien schließen daher einen möglichst restriktiven antibiotischen Einsatz, einen zügigen und vollständigen Kostaufbau mit Muttermilch und die Abstinenz von invasiven Maßnahmen bzw. Prozeduren vor.