Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_FV_7
DOI: 10.1055/s-0030-1261304

Alternierende Gaben von liposomalem Amphothericin B (LAmB) zur Pilzprophylaxe bei Kindern mit Hochrisiko-Leukämie

K Bochennek 1, L Tramsen 1, N Schedler 1, M Becker 1, T Lehrnbecher 1
  • 1Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt

Hintergrund: Obwohl invasive Pilzinfektionen (IFI) bei immunsupprimierten Patienten eine hohe Letalität haben, fehlen prospektive Daten zur systemischen Pilzprophylaxe bei Kindern mit Hochrisikoleukämie. Methode: Prospektive Beobachtungsstudie bei Hochrisiko-Leukämiepatienten, die eine antimykotische Prophylaxe mit LAmB 2,5mg/kg zweimal pro Woche erhielten. Vergleich der Effektivität mit einer historischen Kontrollgruppe ohne systemische Pilzprophylaxe. Ergebnisse: Prospektiv analysiert wurden 113 Prophylaxeepisoden von 29 Hochrisiko-Leukämiepatienten (13 Jungen, Alter 6 Monate bis 21 Jahre). Die Diagnosen umfassten Hochrisikoformen einer akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) und ALL-Rezidive (N=9/10), akute myeloische Leukämien (AML) und AML Rezidive (9/1). Die mittlere Dauer einer Prophylaxeepisode betrug 25 Tage (5–104), die mittlere Granulozytopeniedauer (<500/µl) hierbei 11 Tage (0–52). Effektivität: Bei keinem der Patienten trat eine nachgewiesene oder wahrscheinliche IFI auf. Lediglich bei einem Patienten mit AML wurden auf eine IFI verdächtige Lungeninfiltrate nachgewiesen (mögliche IFI). Im Rahmen der 113 Prophylaxeepisoden kam es zu 38 Episoden von Granulozytopenie mit Fieber, stationärer Aufnahme und empirischer antibiotischer bzw. antimykotischer Therapie. In der historische Vergleichsgruppe mit 38 Patienten (21 Jungen, Altersmedian 8 Jahre, 7/9 HR-ALL/ALL Rezidive, 19/3 AML/AML Rezidive) wurden dahingegen 6mögliche, 1 wahrscheinliche und 1 gesicherte IFI diagnostiziert. Die Häufigkeit von empirischen Therapien mit Antimykotika bei Granulozytopenie und Fieber unterschied sich nicht von den Patienten mit LAmB Prophylaxe. Unerwünschte Nebenwirkungen: Bei vier Patienten wurde die LAmB Prophylaxe aufgrund von allergischen Reaktionen abgebrochen (je 2x CTC Grad 2 bzw. 3). GOT-/GPT-Erhöhungen > Grad 2 waren in 11 bzw. 23 Prophylaxeepisoden nachweisbar. Keine Kreatinin-Erhöhungen höher als Grad 2 wurden beobachtet. Insgesamt traten 62 Hypokaliämieepisoden auf. Dabei wurde in 11 Fällen Kalium oral oder parenteral substituiert, ein Patient wurde hierfür stationär aufgenommen. Schlussfolgerung: Eine LAmB Prophylaxe bei Hochrisikopatienten kann möglicherweise die Häufigkeit von IFIs reduzieren und mit relativ geringer Nebenwirkungsrate durchgeführt werden. Kontrollierte prospektive Studien an größeren Patientenkollektiven sind jedoch notwendig.