Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_8
DOI: 10.1055/s-0030-1261297

Nichtinvasive Beatmung zur Behandlung der akuten respiratorischen Insuffizienz bei Kindern nach Stammzelltransplantation bzw. hämato-/onkologischer Erkrankung

H Fuchs 1, J Kallert 1, A Schulz 1, M Hönig 1, W Lindner 1, H Hummler 1
  • 1Sektion Neonatologie und päd. Intensivmedizin, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum, Ulm

Hintergrund: Patienten mit beatmungspflichtiger akuter respiratorischer Insuffizienz nach Stammzelltransplantation oder hämato-/onkologischer Erkrankung haben eine hohe Mortalität. Nichtinvasive Beatmung erhöht im Erwachsenenalter bei diesen Patienten das Überleben durch Reduktion therapieassoziierter Infektionen. Seit 1999 erhielten deshalb auf der Intensivstation der Universitätskinderklinik in Ulm Kinder mit akuter respiratorischer Insuffizienz nach SZT oder hämato-/onkologischer Erkrankung vorzugsweise eine nichtinvasive Beatmung. Fragestellung: Wie hoch ist die Erfolgsrate der nichtinvasiven Beatmung? Wie hoch sind Mortalität, und Häufigkeit von Komplikationen bei diesem Vorgehen? Gibt es Subgruppen mit besserer NIV-Response, bzw. welche Faktoren sind mit NIV-Versagen assoziiert? Methode: Retrospektive Analyse der ersten Beatmungsepisode aller Patienten nach SZT bzw. hämato-/onkologischer Erkrankung, die 1999–2007 auf der Kinderintensivstation nichtinvasiv beatmet wurden. Ergebnisse: 41 Patienten (Alter: Median 8,6 (0,17; 16,8) Jahre) nach SZT bzw. hämato-onkologischer Erkrankung wurden aufgrund von akuter respiratorischer Insuffizienz nichtinvasiv beatmet, davon 19 Patienten mehrfach. 31 Patienten waren vor Beginn des Atemversagens stammzelltransplantiert worden. Nur 11 der 41 Patienten (27%) die erstmalig nichtinvasiv beatmet wurden, mussten nicht intubiert werden und wurden von der Intensivstation entlassen (NIV-Responder). Von diesen mussten jedoch 7 Patienten später im Verlauf erneut mit Atemversagen aufgenommen werden, wovon dann 5 verstarben. Letztendlich verstarben 45% der NIV-Responder vs. 60% der NIV-Nonresponder am Atemversagen. An schwerwiegenden Nebenwirkungen wurden bei 4 Patienten (10%) Reanimationen im Rahmen der Intubation nach NIV beobachtet. Es konnten keine Subgruppen abgegrenzt werden, die besonders gut auf nichtinvasive Beatmung ansprechen. Hoher Sauerstoffbedarf (FiO2: 0,75 vs. 0,5) zu Beginn der NIV war mit NIV-Versagen assoziiert. Fazit: Nichtinvasive Beatmung bei Kindern mit akuter respiratorischer Insuffizienz nach SZT bzw. hämato-onkologischer Erkrankung war in fast ¾ der Episoden nicht erfolgreich die Intubation zu verhindern. Erfolgreiche nichtinvasive Beatmung war nicht signifikant mit höheren Überlebensraten assoziiert. Möglicherweise könnte NIV zu Reanimationssituationen bei einer nachfolgenden Intubation führen. In Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen muss der Einsatz von NIV bei Kindern mit respiratorischem Versagen nach SZT bzw. hämato-onkologischer Erkrankung kritisch hinterfragt werden.