Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_6
DOI: 10.1055/s-0030-1261292

Angiogenetische Faktoren in Trachealsekret und Nabelschnurserum beatmeter sehr kleiner Frühgeborener: Assoziation mit fetale Inflammation und neonatalem Outcome

W Thomas 1, S Seidenspinner 1, BW Kramer 2, J Wirbelauer 1, N Kawzcynska-Leda 3, M Szymankiewicz 3, CP Speer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik, Würzburg
  • 2Academisch Ziekenhuis Maastricht, Dep. Kindergeneeskunde, Maastricht, Niederlande
  • 3Department of Neonatology, Poznan University of Medical Science, Poznan, Polen

Fragestellung: Die pulmonale Angiogenese ist eng mit der Alveorentwicklung verknüpft. Angiopoietine sind wichtige Gefäßwachstumsfaktoren, deren Wirkung über den endothelialen Rezeptor TIE-2 vermittelt wird. Angiopoietin-2 (Ang2) destabilisiert das Endothel als Voraussetzung für die Gefäßneubildung, Ang1 stabilisiert neu gebildete Gefäße. Eine Funikulitis als Ausdruck einer systemischen Inflammationsreaktion des Feten prädisponiert Frühgeborene zu pulmonaler Morbidität und Mortalität. Wir untersuchten den Zusammenhang von Schwere der fetalen Inflammation und pulmonalem Outcome mit Ang2 in Trachealsekret (TS) sowie Ang1, Ang2 und TIE-2 in Nabelschnurserum beatmeter sehr kleiner Frühgeborener. Material und Methoden: 42 Frühgeborene (Gestationsalter: 27,4±1,8 Wochen, Geburtsgewicht: 1017±229g [Mittelwert±Standardabweichung]) der neonatologischen Intensivstation in Poznań, Polen, die wegen eines Atemnotsyndroms intubiert werden mussten, wurden in die prospektive Studie aufgenommen. Ang2-Konzentrationen in TS wurden an den Lebenstagen 1, 3, 5, 7, 10 und 15 mittels ELISA gemessen. Als Referenzprotein im TS diente die sekretorische Komponente für IgA. Für eine frühere Studie hatten wir bereits Ang1 im TS des gleichen Kollektivs gemessen. Nabelschnurwerte von Ang1, Ang2 und TIE-2 konnten für 28 Kinder mit ELISA gemessen werden. Eine standardisierte histologische Untersuchung von Plazenta, Eihäuten und Nabelschnur diente der Einteilung in drei Gruppen: Chorioamnionitis (n=9), Funikulitis (n=17) und Kontrollen ohne Entzündung (n=16). Eine bronchopulmonale Dysplasie wurde als zusätzlicher Sauerstoffbedarf für mindestens 28 Tage definiert. Ergebnisse: Ang2-Werte im TS von Kindern mit Funikulitis waren konstant niedriger als die der Chorioamnionitis- und Kontrollgruppe. Serum-Konzentrationen von Ang1, Ang2 und TIE-2 waren nicht mit der Schwere der pränatalen Inflammation assoziiert. An den Tagen 1–5 zeigten Kinder, die eine moderate bronchopulmonale Dysplasie entwickelten oder verstarben ein niedrigeres Verhältnis von Ang1 zu Ang2 im TS. Die Nabelschnurkonzentration von TIE-2 war bei Kindern mit BPD/Tod erhöht. Schlussfolgerung: Funikulitis ist mit einer anhaltenden Herunterregulation von Ang2 in Atemwegen von sehr kleinen Frühgeborenen assoziiert, hat jedoch keinen Einfluss auf die systemische Expression von Ang1, Ang2 und TIE-2. Ein persistierendes lokales Ungleichgewicht zwischen Ang1 und Ang2 trägt möglicherweise über eine gestörte pulmonale Gefäß- und Alveolarentwicklung zu einem schlechteren pulmonalen Outcome von sehr kleinen Frühgeborenen bei.