Klin Padiatr 2010; 222 - WS_2
DOI: 10.1055/s-0030-1261280

Analgesie und Sedierung bei Früh- und Neugeborenen

M Zemlin 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Marburg

Die Reifung der Nozizeption (Nervenreizung, Erregung und Reizweiterleitung) und der Perzeption (bewusste Schmerzwahrnehmung) findet während der Fetal- und Neonatalperiode statt. Schmerzen können durch vegetative Reaktion (Blutdruckschwankungen) das Neugeborene gefährden, andererseits können auch Analgetika und Sedativa Blutdruckschwankungen und Atemstörungen hervorrufen. Im klinischen Alltag der Neonatologie ist die Schmerzvermeidung daher oberstes Gebot. Hierzu gehört die Vermeidung einer Reizüberflutung, die Minimierung schmerzhafter Eingriffe wie Blutentnahmen oder endotracheales Absaugen sowie die Verwendung schmerzarmer Techniken bei notwendigen Eingriffen. Voraussetzung für eine optimale Schmerztherapie ist die Erstellung und Verwendung entsprechender Standards zur Schmerzerfassung und -therapie. Diese müssen dem Reifealter und dem postnatalen Alter jeweils angepasst sein. Bei wenig schmerzhaften Eingriffen wie Blutentnahmen eignet sich Glukose oder Saccharose als Analgetikum. Zur Prämedikation bei stärker schmerzhaften Eingriffe wie z.B. die endotracheale Intubation können Opiate, Hypnotica und Muskelrelaxantien eingesetzt werden. Bei Frühgeborenen stellt die Beatmung an sich keine Indikation für eine Daueranalgesie oder Sedierung dar. Kritisch kranke und relaxierte Patienten (z.B. ECMO) können beispielsweise mit einer Kombination aus Fentanyl und Midazolam analgosediert werden. Zur Palliativtherapie bei Sterbebegleitung wird üblicherweise Morphin in analgetisch-anxyolytischer Dosierung verwendet. Inhalte dieses Beitrages zum Neugeborenen-Notarztseminar sind

  • Entwicklung der Sinneswahrnehmungen

  • Methoden der Schmerzprävention

  • Schmerzerfassung

  • Vorstellung von Therapiebeispielen zur situationsangepassten Analgesie und Sedierung von Früh- und Neugeborenen.