Klin Padiatr 2010; 222 - WS_1
DOI: 10.1055/s-0030-1261279

Transport von Früh- und Neugeborenen

M Heckmann 1
  • 1Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Gießen

Ein neonataler Transport sollte wenn irgend möglich vermieden werden durch die antepartale Einweisung von Risikoschwangeren in eine Klinik mit der notwendigen strukturellen Voraussetzung für eine bedarfsgerechte und hochwertige Perinatalmedizin (siehe AWMF 024–001 und GemBa-Beschluss). Eine weitere Leitlinie regelt die Indikationen zum neonatalen Transport (024–002: Verlegung Neugeborener aus Geburtskliniken und Kinderkliniken (Neonataler Transport).

Folgende Situation liegt beim Neugeborenentransport vor: Das Neugeborene kann in der Geburtsklinik nicht weiter medizinisch versorgt werden. Es wird in einer Notfallsituation unerwartet von den Eltern kurz nach der Geburt getrennt. Der Arzt muss die medizinische Notfallsituation in ungewohnter Umgebung rasch managen, mit den Ängsten der Eltern (und seinen eigenen) umgehen und Informationen mit dem Klinikpersonal vor Ort austauschen. Eine gute Kooperation den Geburtskliniken ist wichtig: Dazu helfen regelmäßige Perinatalkonferenzen mit den Geburtskliniken, um die Organisation bei Verlegung (Austausch der Telefonnummern, Indikationen zur Verlegung, Informationen am Telefon) vorzubereiten und verlegte Kinder (intra- und extrauterin) zu besprechen.

Eine gute Vorbereitung des Transportes ist wichtig: der Notfallkoffer (weniger ist mehr) und der Transportinkubator müssen regelmäßig von den transportierenden Ärzt(inn)en anhand einer Checkliste kontrolliert werden, eine klare Dosierungsrichtlinie für die Notfallmedikamente muss vorliegen, und der Organisationsablauf muss festgelegt sein. Der Transport beginnt am Notfalltelefon mit der Aufnahme der Art des Notfalls, des Gestationsalter und des Gewicht und evtl. einer Beratung, mit welchen Maßnahmen die Zeit bis zum Eintreffen des neonatologischen Teams überbrückt werden soll. Zusätzlich notwendige Dinge (Surfactant, Prostaglandin-E1, sterile Tüte für die Gastroschisis oder ein Zwillingsbeatmungssystem) sollten bedacht werden. Die Check-Liste vor Verlassen der Geburtsklinik umfasst folgende Punkte: Ist das Kind stabil (Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Temperatur, evtl. RR, BGA, BZ, „aktueller Apgar“, Beatmung, Infusion, Magensonde, Inkubatorheizung)? Sind die Unterlagen komplett (maternale Anamnese, perinatolog. Verlegungsbogen, gelbes Heft)? Sind die Geburtshelfer, die eigene Klinik und die Eltern informiert (Kontakt zum Kind ermöglichen!)? Unmittelbar vor Abfahrt muss überprüft werden, dass Gas und Strom aus dem Bordnetz zur Verfügung stehen, das Federungssystem aktiviert, die Heizung im Fahrzeug an und Notfall-Equipment griffbereit ist, sowie die Monitorüberwachung funktioniert. Neben der elektronischen Überwachung der Vitalparameter (Mindeststandard Sauerstoffsättigung und EKG) ist die ständige Beobachtung des Neugeborenen wichtig (insbesondere bei beatmeten Kindern Thoraxexkursionen und Anteil der Eigenatmung). Das Führen eines Transportprotokolls ist obligatorisch. Bei Rückkehr ins Perinatalzentrum ist durch Aufnahmeuntersuchung, ggf. Blutgasanalyse und Schädelsonografie die Dokumentation eines „Gut angekommen“ sinnvoll. Nach weiterer Diagnostik und Therapie sollten Geburtsklinik und die Eltern informiert werden.