Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(2): 88
DOI: 10.1055/s-0030-1256595
Meldungen und Meinungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chlorhexidin-Ganzkörperwaschungen bei Traumapatienten

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 June 2011 (online)

Evans HL, Dellit TH, Chan J et al. Effect of chlorhexidine whole-body bathing on hospital-acquired infections among trauma patients. Arch Surg 2010; 145: 240 – 246

Krankenhausassoziierte Infektionen stellen eine hohe Belastung für die Patienten dar. Die Vermeidung von katheterassoziierten Blutstrominfektionen oder beatmungsassoziierten Pneumonien rückt immer mehr in den Fokus von Intensivstationen. Dabei wird der Besiedlung der Patienten mit resistenten Erregern besondere Bedeutung zugemessen, weil Infektionen durch solche Erreger wegen eingeschränkter Therapiemöglichkeiten wesentlich schwieriger sein können. Obwohl auch bei Patienten mit invasiven Maßnahmen nicht jede Besiedlung zu einer Infektion führt, gibt es immer wieder Versuche, durch Dekolonisierungsmaßnahmen die Rate der nosokomialen Infektionen senken. Mit der vorliegenden Untersuchung sollte überprüft werden, ob tägliche Ganzkörperwaschungen mit in 2 % Chlorhexidingluconat getränkten Tüchern die Besiedlung mit resistenten Bakterien und die Rate der krankenhausassoziierten Infektionen in kritisch kranken Patienten senken können.

Über einen Zeitraum von 6 Monaten wurden am Harborview Medical Center in Seattle, Washington, USA, einem Traumatologie-Zentrum (Level I) mit 413 Betten, vor und nach der Einführung der Chlorhexidinwaschung verschiedene Patientendaten aufgenommen. Diese wurden anschließend für eine retrospektive Analyse genutzt. Vor der Einführung Chlorhexidinwaschung wurden die Daten von 253 Patienten, die lediglich eine Waschung mit reinigenden Waschtüchern erhalten hatten, aufgenommen. Diese wurden mit den Daten von 286 Patienten verglichen, die (nach Einführung der Chlorhexidinwaschung) eine Waschung mit in 2%-igem Chlorhexidin getränkten Waschlappen erhielten. Es wurden die Raten beatmungsassoziierter Pneumonien, Blutstrominfektionen und die Besiedlung mit MRSA und Acinetobacter spp. mit einander verglichen.

Bei den Patienten war aufgrund täglicher Waschungen mit in 2 %iger Chlorhexidingluconat getränkten Waschlappen die Inzidenz für krankenhaus­ssoziierten Blutstrominfektionen statistisch signifikant geringer. Sie lag bei 2,1 statt 8,4 Infektionen/1000 Kathetertage. Das Auftreten von beatmungsassoziierten Pneumonien zeigte sich durch die Chlorhexidinwaschung nicht signifikant beeinflusst. Von den Pneumonien wurden jedoch nur noch 1,6 anstatt 5,7/1000 Beatmungstage durch MRSA verursacht. Die allgemeine Besiedlung mit MRSA sank durch die Chlorhexidinwaschung statistisch signifikant von 69,3 auf 23,3/1000 Patiententage, mit Acinetobacter baumannii (nicht signifikant) von 4,3 auf 1/1000 Patiententage.

Fazit: Die Waschung mit chlorhexidingetränkten Waschlappen führte zu einer signifikanten Reduktion der MRSA- und nicht signifikanten Reduktion der Acinetobacter-Besiedlung der untersuchten Traumapatienten. Die Rate an katheterassoziierten Blutstrominfektionen sowie beatmungsassoziierten Pneumonien mit MRSA konnte reduziert werden. Die Autoren halten aufgrund ihrer Ergebnisse diese unterstützende Maßnahme bei kritischen Patienten für geeignet, um die Tramsmissionsrate von MRSA, Acinetobacter baumannii sowie anderer epidemiologisch bedeutsamer Erreger, die die Haut kolonisieren, zu senken.

Dr. E. Tabori, Dr. E. Fritz, Freiburg

    >