Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2010; 20(3): 127-128
DOI: 10.1055/s-0030-1255397
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Bei Gonarthrose ist die Kurortbehandlung wirksam

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Publication Date:
07 June 2010 (online)

 

Referat zur zur Arbeit von Forestier R, Desfour H, Tessier J-M, Françon A, Foote AM, Genty C, Rolland C, Roques C-F, Bosson J-L. Spa therapy in the treatment of knee osteoarthritis: a large randomised multicentre trial. Ann Rheum Dis 2010 69: 660-665

In der Zeitschrift Annals of Rheumatic Diseases wurde eine multizentrische randomisierte Studie aus Frankreich zur Wirksamkeit der Kurortbehandlung bei Gonarthrosepatienten veröffentlicht. Ziel der Untersuchung war es zu klären, ob die Kurortbehandlung von ambulanten Patienten mit schmerzhafter Gonarthrose als Zusatztherapie zur Standardtherapie plus häuslicher Bewegungsübungen bessere Ergebnisse zeigt als die Kombination Standardtherapie plus Bewegungstherapie.

Die Patienten wurden in den Kurorten Aix-les-Bains, Balaruc und Dax rekrutiert, in den im Jahr 2007 insgesamt 115 000 Personen eine Kurortorttherapie erhielten. Entsprechend den Diagnosekriterien des American College of Rheumatology für Gonarthrose wurden folgende Einschlusskriterien definiert: schmerzhafte Gonarthrose plus Alter über 50 Jahre und /oder Morgensteifigkeit von mehr als 30 Minuten und / oder Gelenkkrepitation. Eine Schmerzintensität von 30 mm oder mehr an der visuellen Analogskala und zur Bestimmung des Schweregrads der Gonarthrose ein Knieröntgen, das maximal 3 Jahre alt sein durfte, waren weitere Einschlusskriterien. Die Ausschlussgründe beinhalteten Patienten, die nur eine Femuropatellararthrose boten, an schwerer Depression oder einer Psychose litten, Kontraindikationen für die Kurortbehandlung wie Immundefizit, schwere kardiovaskuläre Erkrankung, Krebs oder Infektion zeigten, innerhalb der vorangegangenen 6 Monate eine Kurortbehandlung erhalten hatten, innerhalb der letzten 3 Monate intraartikulär mit Kortisonpräparaten behandelt worden waren oder innerhalb des letzten Monats Massagen, Physiotherapie oder Akupunktur erhalten hatten. Nicht steroidale Antirheumatika durften in den 5 vorangegangenen Tagen, Analgetika in den letzten 12 Stunden nicht eingenommen bzw. durften Antiarthrotika in den letzen 3 Monaten nicht geändert worden sein.

Um eine Blendung hinsichtlich der Therapie zu erzielen, wurde eine Randomisierung nach Zelen durchgeführt, bei der das Vorhandensein von 2 Behandlungsgruppen verschwiegen wird. Falls Patienten die zugeteilte Behandlung ablehnten, wurde ihnen die alternative Therapie angeboten, für die Intention-to-Treat- Analyse verblieben sie jedoch in der ursprünglichen Gruppe.

Am Studienbeginn wurden allen Patienten die Bewegungsübungen erklärt und darauf hingewiesen, dass jede der 4 Übungen 6-mal und 3-mal täglich durchgeführt werden soll. Außerdem wurde den Patienten eine Informationsbroschüre über Arthrose und Details zum Übungsprogram gegeben. Außerdem wurden sie angewiesen ihre laufenden Behandlung (Analgetika, nicht steroidale Antirheumatika, Antiarthrotika, Physiotherapie) fortzusetzen.

Patienten mit zusätzlicher Kurorttherapie erhielten innerhalb von 3 Wochen insgesamt 18 Kurbehandlungen, die aus 15 minütiger Wasserstrahlmassage mit dem ortständigen Heilwasser von 37 ° C und Handmassage im Heilwasser von 38 ° C an Knie und Oberschenkel für 10 Minuten bestanden, Es folgten heiße Schlammpackungen von 45 ° C für 15 Minuten an den Kniegelenken und 25 Minuten Wassergymnastik im Bewegungsbecken bei 32 ° C Wassertemperatur in Gruppen zu 6 Personen.

Vor 1, 3 und 6 Monaten füllten die Patienten den WOMAC-Score, eine visuelle Analogskala über die durchschnittliche Schmerzintensität in den vorangegangenen 7 Tagen, und den SF-36 aus in der Ordination des die Untersuchung leitenden Arztes. Neun Monate nach Therapie wurden diese Fragebögen den Patienten per Post zugestellt und an die Untersuchungsstelle zurückgesendet. Als Hauptergebnisparameter diente die Anzahl von Patienten, die 6 Monate nach Therapie eine klinisch relevante Schmerzreduktion von 19,9 oder mehr Millimeter an der visuellen Analogskala oder eine Verminderung von zumindest 9,1 Punkten in der Subskala Alltagsfunktion des WOMAC zeigten. Nebenparameter waren Lebensqualität (SF-36) und akzeptable Ausprägung der Symptome.

Die Intention-to-Treat-Analysis umfasste die Daten von 187 Kontroll- und 195 Kurpatienten. 99 / 195 (50,8 %) der Kurpatienten und 68 / 187 (36,4 %) der Kontrollpatienten erzielten 6 Monate nach Therapie die gewünschte Schmerzreduktion und /oder Verbesserung der Alltagsfunktion. Bei den Kurpatienten war es zu einer durchschnittlichen Schmerzreduktion von 11,4 ± 24,9 mm und zu einer Verminderung der Behinderung von 8,5 ± 14,7 Punkten gekommen. Zu diesem Zeitpunkt fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede der Lebensqualität im SF-36 oder der Zahl von Patienten mit akzeptabler Ausprägung der Symptome zwischen Kur- und Kontrollpatienten.

Die Autoren schließen aus den Daten, das die Kurtherapie als Zusatz zur Standardtherapie ein halbes Jahr nach Therapie Schmerzen und Behinderung besser reduziert als die Standardtherapie alleine.

Literatur

  • 01 Ammer K . Balneotherapie ist eine wirksame Behandlung für Patienten mit schmerzhafter Gonarthrose.  Phys Med Rehab Kuror. 2007;  17 179-180
  • 02 Verhagen A P, Bierma-Zeinstra SM A, Boers M , Cardoso J R, Lambeck J , de Bie R , de Vet HC W. Balneotherapy for osteoarthritis.  Cochrane Database of Systematic Reviews. 2007;  Issue 4. Art. No.: CD006864
  • 03 Falkenbach A , Kovacs J , Franke A , Jörgens K , Ammer K . Radon therapy for the treatment of rheumatic diseases - review and metaanalysis of controlled clinical trials Rheumatol Int.  2005;  25 (3) 205-10
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