Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P62
DOI: 10.1055/s-0030-1254978

Einfluss einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie auf das Lipidprofil bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen – eine retrospektive Studie

S Aust 1, U Kaufmann 1, J Ott 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien

Fragestellung: Die geschlechtsangleichende Therapie mit Östrogenen bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen führt zu einer Verringerung des HDL-Cholesterins sowie zu einem Anstieg der Serum-Triglyceride. Bislang existiert jedoch nur ungenügend Literatur zu diesem Thema. Ziel unserer Studie war es, den Verlauf des Serumlipidprofils in unserem Kollektiv an Mann-zu-Frau Transsexuellen aufzuarbeiten. Methodik: In unsere retrospektive Studie wurden 55 Mann-zu-Frau-Transsexuelle eingeschlossen. Daten zu Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin sowie der Cholesterin: HDL-Cholesterin Quotient wurden vor Beginn jeglicher Hormontherapie, sowie 1 und 5 Jahre danach erhoben. Ergebnisse: Bei Erstvorstellung vor Beginn der Hormontherapie waren die Patientinnen 37,4±11,5 Jahre alt. Moderate, jedoch statistisch nicht signifikante Anstiege (entsprechend den folgenden Zeitpunkten: Werte vor Hormontherapie – nach 1 Jahr – nach 5 Jahren) wurden sowohl für Gesamtcholesterin (186,3±52,0; 189,0±35,3; 211,6±44,8mg/dl) als auch für HDL-Cholesterin (54,3±19,7; 53,3±16,6; 73,0±47,6mg/dl) beobachtet (p>0,1). Der Quotient von Cholesterin: HDL-Cholesterin verbesserte sich über den Beobachtungszeitraum tendenziell (4,3±3,7mg/dl vor Therapie, 3,4±0,9mg/dl nach 5 Jahren; p=0,07). Schlussfolgerung: Die östrogenhaltige geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen hat auch bei langfristiger Anwendung nur geringe Wirkungen auf das Lipidprofil und führt über diesen Mechanismus zu keiner Erhöhung des Atheroskleroserisikos.