Fragestellung: Die operative und adjuvante systemische Therapie bei Mammakarzinompatientinnen, die
Mikrometastasen im Sentinel Lymphknoten aufweisen, wird kontroversiell betrachtet.
Derzeit gültige Guidelines empfehlen eine komplette axilläre Dissektion, wohingegen
der Stellenwert der Chemotherapie unklar ist. Das Ziel unserer Studie war es die Patientinnen
hinsichtlich ihrer individuellen Tumoreigenschaften und der Indikation einer Chemotherapie
zu evaluieren. Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden 128 brusterhaltend operierte Patientinnen mit
Mikrometastasierung in einem Sentinellymphknoten identifiziert und in der Folge einer
kompletten axillären Dissektion unterzogen. Die klinischen und pathologischen Tumorcharakteristika
wurden hinsichtlich Indikation zur Chemotherapie untersucht. Ergebnisse: Alle Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiven Tumoren erhielten eine endokrine Therapie
mit oder ohne adjuvante Chemotherapie. Insgesamt erhielten 67 (52,3%) der 128 Patientinnen
mit Mikrometastasierung eine adjuvante Chemotherapie. Patientinnen, die eine adjuvante
Chemotherapie erhielten waren signifikant jünger (mean: 53 Jahre vs. 59 Jahre, p=0,003)
im Vergleich zur Gruppe der Patientinnen ohne Chemotherapie. Ein niedriger Differenzierungsgrad
(G3: 31,3% vs. G1/2: 8,2%, p=0,001) und die HER2 Positivität (19,4% vs. 1,6%, p=0,001)
stellten Tumoreigenschaften dar, die eine signifikante Assoziation zur Indikationsstellung
einer adjuvanten Chemotherapie zeigten. Der positive non Sentinel Lymphknotenstatus
zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Indikationsstellung zur Chemotherapie
(p=0,39). Keinen statistisch signifikanten Unterschied gab es hinsichtlich der Tumorgröße
in den Gruppen mit und ohne Chemotherapie. Schlussfolgerung: Alter, niedriger Differenzierungsgrad und HER2 Rezeptorenstatus, aber nicht positive
non Sentinel Lymphknoten, sind signifikant wichtige Faktoren hinsichtlich der Indikationsstellung
einer Chemotherapie bei Patientinnen mit Mikrometastasierung im Sentinel.