Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P21
DOI: 10.1055/s-0030-1254937

Morbidität intensivpflichtiger Geburtshilfepatientinnen an einem tertiären Zentrum

A Lenz-Gebhart 1, M Rabl 1, N Pateisky 1, R Lehner 1
  • 1Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Klin. Abt. für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien

Fragestellung: Bedingt durch die sehr niedrige Müttersterblichkeit im modernen medizinischen Setting besteht zunehmend die Tendenz zur Etablierung neuer Qualitätsindikatoren in der Geburtshilfe wie z.B. dem Transfer einer Patientin auf eine Intensivstation während Schwangerschaft und Wochenbett. Ziel dieser Studie ist die retrospektive Fallanalyse kritisch kranker geburtshilflicher Patientinnen um das Krankheitsspektrum, die notwendigen medizinischen Interventionen sowie die maternale Morbidität und Mortalität zu erfassen. Methodik: Ein Chart-Review der geburtshilflichen und intensivmedizinischen Krankengeschichten aller 230 Patientinnen, die ab dem 2. Trimenon bis 6 Wochen postpartum zwischen 1.1.1996 und 31.12.2008 auf eine Intensivstation der Wiener Universitätskliniken transferiert wurden, wurde durchgeführt. Ergebnisse: Während des untersuchten Zeitraumes von 13 Jahren wurden 230 geburtshilfliche Patientinnen auf eine Intensivstation transferiert, was einem Anteil von 0,57% aller Gebärenden entspricht. Die maternale Mortalität im untersuchten Kollektiv lag bei 2,6%, wobei sich die höchste Mortalitätsrate (20%) bei Patientinnen mit Puerperalsepsis zeigte. Mit 27,4% bzw. 30,9% stellten postpartale Blutung und hypertensive Schwangerschaftserkrankungen die häufigste Ursache für einen Transfer auf eine Intensivstation dar. Schlussfolgerung: Im Einklang mit der vorliegenden Literatur wurde auch in unserem Kollektiv die Mehrheit der Patientinnen wegen postpartaler Blutung oder hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen auf eine Intensivstation transferiert. Das schlechteste Outcome fand sich bei jenen Patientinnen, die an einer Puerperalsepsis litten, auch wenn dieses Krankheitsbild nur für einen geringen Anteil an Transferierungen ursächlich war. Die insgesamt beobachtete Mortalitätsrate fand sich im unteren Bereich des bisher in der Literatur beschriebenen Spektrums (0–18%).