Hintergrund: Pflegeheimbewohner haben aufgrund ihrer verminderten psychischen und physischen Leistungsfähigkeit ein besonders hohes Risiko für Nährstoffdefizite. Verlaufsdaten liegen bisher nicht vor.
Ziel: Ziel dieser Untersuchung war es, den Verlauf der Serum- bzw. Plasmakonzentrationen verschiedener Mikronährstoffe bei Pflegeheimbewohnern innerhalb eines Jahres zu untersuchen und diesen mit der Mortalität in Bezug zu setzen.
Methoden: Alle Bewohner zweier kommunaler Pflegeheime oder deren gesetzliche Betreuer wurden gebeten teilzunehmen, sofern sie mindestens 65J. alt waren und keinen terminalen Zustand aufwiesen. Zu Beginn der Studie (t0) und nach einem Jahr (t12) erfolgte morgens nüchtern eine Blutentnahme zur Bestimmung von Tocopherol, ß-Carotin, Retinol und Vitamin D. Die Mortalität innerhalb eines Jahres wurde erfasst und der Zusammenhang zu den Nährstoffspiegeln untersucht.
Ergebnisse: Es wurde bei 186 Pflegeheimbewohner (135 Frauen, 51Männer, Alter 85,5±7,7J.) zu Beginn der Studie (t0) Blut abgenommen. Einen Tocopherolspiegel ≤17,7µmol/l wiesen 5,9% der Probanden auf, 9,7% hatten zu niedrige ß-Carotinspiegel (≤0,18µmol/l). 19,4% der Frauen und 43,5% der Männer zeigten Defizite im Retinolstatus (≤1,02 bzw ≤1,34µmol/l), und 68,3% der Bewohner wiesen Vitamin D-Spiegel unter 25 nmol/l auf. Während des Beobachtungszeitraums verstarben 46 Bewohner und von 20 weiteren konnte kein zweites Mal Blut abgenommen werden. Der Retinol-Spiegel der Überlebenden sank in einem Jahr signifikant ab [Median (Min.-Max.)]; [t0 1,44 (0,26–3,81)µmol/l; t12 1,38 (0,20–4,02)µmol/l; n=120; p=0,029], ebenso wie der Vitamin D Spiegel der Bewohner, die kein Vitamin D substituierten [t0 20,95 (10,6–79,3) nmol/l; t12 17,9 (8,0–101,3) nmol/l; n=90; p=0,000]. Beim Vergleich der Nährstoffspiegel der Überlebenden und der Verstorbenen zum Zeitpunkt t0 zeigte sich keine signifikante Differenz, lediglich niedrige Vitamin D-Spiegel waren signifikant mit höherer Mortalität assoziiert (siehe Tabelle).
Tab.1: Vitamin D Kategorien und Mortalität
25(OH) D [nmol/l] t0
|
<10
|
10–<25
|
25–<50
|
50–<75
|
≥75
|
Chi2
|
Prävalenz %
|
0
|
68,3
|
22,6
|
5,4
|
3,8
|
|
Verstorben %
|
–
|
28,3
|
19,0
|
20,0
|
0
|
p≤0,001
|
Schlussfolgerung: Insbesondere die Versorgung mit Retinol und Vitamin D scheint bei vielen Pflegeheimbewohnern unzureichend zu sein, da ein hoher Prozentsatz zu geringe Blutspiegel aufweist. Ein hoher Vitamin D-Spiegel hatte bei den untersuchten Pflegeheimbewohnern einen positiven Einfluss auf das Überleben.