Der Nuklearmediziner 2010; 33(3): 135-136
DOI: 10.1055/s-0030-1254158
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

K. Hahn1 , J. Sciuk2
  • 1Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 2Klinik für Nuklearmedizin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum Augsburg
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Publication History

Publication Date:
10 September 2010 (online)

Die Verfahren zur nuklearmedizinischen Nierendiagnostik zählen zu den ältesten nuklearmedizinischen Methoden und wurden bereits vor gut 50 Jahren in die klinische Routinediagnostik eingeführt. Dennoch haben sich in den vergangenen Jahren durch eine verbesserte Kenntnis der physiologischen Vorgänge in den Nieren eine Reihe von methodischen Veränderungen bei der Akquisition, der Auswertung und der Interpretation der Untersuchungsergebnisse ergeben, die in den entsprechenden Guidelines/Leitlinien der EANM/DGN wiedergegeben wurden. Die Durchführung der nuklearmedizinischen Nierendiagnostik in den einzelnen Institutionen unterliegt aber dennoch extremen Schwankungen.

Obwohl die entsprechenden Leitlinien klare Aussagen zum optimalen Ablauf von Nierenfunktionsuntersuchungen machen, sind die Anwender häufig nicht in der Lage, diese zu übernehmen, unter anderem dadurch, dass ihnen die Möglichkeit fehlt, ihre eigenen Auswerteprogramme zu erstellen. Als Beispiel können die sehr ausdrücklich in den Leitlinien geforderten Postmiktionsaufnahmen bei Patienten mit nicht ausreichendem Abfluss dienen, die häufig nicht durchgeführt werden. Dadurch werden auch von erfahrenen Untersuchern Abflussstörungen nach Lasixgabe beschrieben, ohne dass die für eine korrekte Diagnose erforderlichen Postmiktionsaufnahmen angefertigt wurden.

Die Herausgeber haben sich daher die Aufgabe gestellt, die aktuellen Erkenntnisse über die klinische Wertigkeit, den technischen Ablauf, die Auswertung, Dokumentation und Befundung der Nierenfunktionsszintigrafie, basierend auf wissenschaftlichen Daten, zusammenzufassen, um dem Leser eine optimale Durchführung und Interpretation der Nierenfunktionsszintigrafie zu ermöglichen.

Die sogenannte statische Nierenszintigrafie unter Verwendung von Tc-DMSA wird, soweit beurteilbar, nur in wenigen nuklearmedizinischen Institutionen durchgeführt. Gründe hierfür sind die zunehmende Verbesserung der sonografischen Diagnostik und – insbesondere in der Pädiatrie – eine nicht nachvollziehbare Überzeugung vieler Kliniker, dass diese nuklearmedizinische Methodik mit einer hohen Strahlenexposition für die Patienten verbunden sei. Die Herausgeber sind daher außerordentlich froh, dass es ihnen gelungen ist, Herrn Professor A. Piepsz, der als ein weltweit führender Experte auf dem Gebiet der DMSA-Szintigrafie gilt, zu bewegen, eine aktuelle Zusammenfassung über die optimale Technik und die klinische Wertigkeit dieser Methodik unseren Lesern zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls sehr dankbar sind wir, dass auch die auf ihren Gebieten führenden Experten Dr. R. Müller-Suur und Dr. A. Schlotmann den aktuellen Stand der nuklearmedizinischen Clearance-Untersuchungen sowie der nuklearmedizinischen Diagnostik der renalen Hypertonie hier ausführlich darstellen.

Die zweite Thematik dieses Heftes befasst sich mit dem Prostatakarzinom. Bis vor einigen Jahren beschränkte sich das nuklearmedizinische Tun auf die skelettszintigrafische Detektion ossärer Metastasen.

In den letzten Jahren erfuhr das diagnostische Segment beim Prostatakarzinom auf zwei verschiedenen Wegen eine nuklearmedizinische Erweiterung: Einerseits ergänzt die PET/CT mit C-11 oder F-18-Cholin die bildgebenden Optionen in der Primär- und Rezidivdiagnostik des Prostatakarzinoms, und andererseits nimmt die SLNE beim intraoperativen Lymphknotenstaging einen immer breiteren Raum ein. Beide Themen finden in der nuklearmedizinischen Gemeinde eine unterschiedliche Akzeptanz, und die Diskussion um den Stellenwert der beiden Verfahren ist im Fluss. Sie wird in diesem Heft von zwei anerkannten Experten aufgegriffen und kritisch beleuchtet. Herr Professor B. J. Krause aus der TU München beschreibt den aktuellen Stand der Cholin-PET/CT beim Prostatakarzinom und Frau Dr. G. Holl aus dem Klinikum Augsburg die Bedeutung der SLNE, basierend auf einem Erfahrungsschatz von >2 000 Operationen.

Die Beiträge zum Prostatakarzinom runden den nuklearmedizinisch-urologischen Bogen von den langjährig etablierten Nierenfunktionsuntersuchungen zu innovativen diagnostischen Möglichkeiten ab.

Korrespondenzadressen

Prof. Dr. Klaus Hahn

Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin

Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München

Ziemssenstraße 1

80336 München

Email: klaus.hahn@med.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Joachim Sciuk

Klinik für Nuklearmedizin

Klinikum Augsburg

Akademisches Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München

Stenglinstraße 2

86156 Augsburg

Email: joachim.sciuk@klinikum-augsburg.de

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