Laryngorhinootologie 2011; 90(1): 30-31
DOI: 10.1055/s-0030-1254095
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einseitige Tonsillenveränderung bei einer Patientin mit einem Adeno-Karzinom der Lunge

Unilateral Degeneration of Tissue of the Tonsil in a Patient with Adeno-Carcinoma of the LungF. Sommer, G. Rettinger, K. Kastl
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Publication Date:
16 August 2010 (online)

Kasuistik

Im Folgenden wird der Fall einer 57-jährigen Patientin mit seit mehreren Wochen bestehendem, starkem Hustenreiz vorgestellt. Während der stationären Abklärung im April 2009 zeigten sich initial erhöhte Entzündungsparameter, die trotz antibiotischer Therapie nur geringgradig rückläufig waren. Eine Computertomografie des Thorax zeigte einen tumorsuspekten Befund mediastinal links hilär sowie eine Teilatelektase des linken Oberlappens. Bronchoskopisch wurde ein Verschluss des linken Oberlappenbronchus durch einen Tumor festgestellt. Die histologische Aufarbeitung des Biopsates sicherte die Diagnose eines Adeno-Karzinoms. Die weitere Diagnostik (Mediastinoskopie und Lymphknotenbiopsie) ergab Lymphknotenmetastasen ipsilateral und infracarinär (pN2). Im Verlauf der weiteren Abklärung trat zunehmende Schwindelsymptomatik auf. Ein FDG-PET-CT zeigte fokal vermehrte Glukosestoffwechselaktivität des Primarius der Lunge mit Infiltration der mediastinalen Strukturen sowie ipsilateraler und infracarinärer Lymphknotenmetastasierung sowie eine intrazerebrale Metastase rechts frontal. Unter Beachtung aller vorliegenden Befunde ergab sich eine cT4pN2M1 Situation.

Es folgte eine primäre Radiatio der zerebralen Metastase ([Abb. 1] [Abb. 2]) und eine Polychemotherapie mit Gemcitabin/Carboplatin über 2 Zyklen mit nur mäßigem Rückgang der Tumormasse. Nach dem zweiten Zyklus fiel neben einer ausgeprägten Soorstomatitis eine streng einseitig auf die rechte Tonsille beschränkte Gewebsveränderung auf. Diese präsentierte sich deutlich hyperplastisch, weißlich verändert und derb ([Abb. 3] [Abb. 4]). Schmerzen, Dysphagie oder Foetor ex ore bestanden nicht. Ein Abstrich sowie eine Aspirationszytologie lieferten keine wegweisenden Befunde. Die daraufhin folgende Panendoskopie mit Probeexzision im Bereich des kranialen Tonsillenpols rechts ergab die histologische Diagnose eines Adeno-Karzinoms (G IV). In Anbetracht der palliativen Gesamtsituation und dem Fehlen von lokalen Beschwerden wurde von einer Tumor-Tonsillektomie rechts abgesehen, um zunächst den Erfolg der Chemotherapie abzuwarten.

Abb. 1 Axiale Schichtung der zerebralen Metastase.

Abb. 2 Sagittale Ansicht der zerebralen Metastase.

Abb. 3 Streng einseitige Veränderung der rechten Tonsille.

Abb. 4 Tonsillenveränderung rechts (vergrößert).

Im weiteren Verlauf zeigte sich unter der Chemotherapie bei deutlichem Primärtumor-Progress eine zeitgleiche Regredienz der tonsillären Metastase. In einer Kontroll-Untersuchung fand sich lediglich im Bereich des Gaumenbogens verändertes Gewebe mit Tumorresiduen. Aufgrund des Progresses des Primärtumors und folgender respiratorischer Globalinsuffizienz verstarb die Patientin im September 2009.

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