Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P198
DOI: 10.1055/s-0030-1253926

Lipoatrophie unter dem Insulinanalogon Glargin

A Holstein 1, H Stege 2, P Kovacs 3
  • 1Klinikum Lippe-Detmold, Med. Klinik I, Detmold, Germany
  • 2Klinikum Lippe-Detmold, Klinik für Dermatologie, Detmold, Germany
  • 3Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung, Universität Leipzig, Leipzig, Germany

Fragestellung: Unabhängig von der molekularen Struktur, pharmakokinetischer Eigenschaften oder Herstellungtechnologie treten Lipoatrophien unter allen Insulinen auf. In 10–55% resultierten Lipoatrophien – umschriebene subkutane Fettatrophien aufgrund Immunkomplex-vermittelter Entzündung – nach Applikation tierischer Insuline.

Methodik: In den letzten Jahren wurden zunehmend auch Lipoatrophien nach Anwendung kurz- und langwirksamer Insulinanaloga mitgeteilt. Wir präsentieren den neuen Fall einer abdominellen Lipoatrophie unter dem Langzeitanalogon Glargin.

Ergebnisse: Eine 32-jährige Typ-1-Diabetikerin hatte nach Umstellung von 3 x täglich NPH-Insulin auf spätabendlich 24 I.E. Glargin dieses über 8 Monate ausschließlich in ein Areal im li. Abdomen appliziert. Wechsel der Pennadeln erfolgten alle 1–2 Tage. Im Injektionsarel ergab sich eine indolente Atrophie des subkutanen Fettgewebes von 5×5cm. Unter konsequentem Wechsel der Spritzstellen wurde die Glargin-Therapie beibehalten. Es bildeten sich keine neuen Lipoatrophien aus; die alte Läsion zeigte nur geringe Rückbildungstendenz.

Schlussfolgerungen: Dieser neue Fall einer Lipoatrophie unter einem Analogon zeigt deutliche Übereinstimmungen mit den 10 weltweit bisher publizierten Fällen. Es waren ausschließlich schlanke Typ-1-Diabetiker betroffen, davon 9 Frauen, in 2 Fällen bestanden weitere Autoimmunerkrankungen. Die Anwendung der Analoga Lispro, Aspart, Glargin und Detemir vor dem Auftreten der Lipoatrophie variierte zwischen 4 Wochen und 2 Jahren. Risikofaktoren waren mangelnder Wechsel der Spritzstellen und der Pennadel. Die spontane Rückbildungstendenz der Lipoatrophien war gering. Da es keine systematische Erfassung bzw. Vergleiche versus der Anwendung von Humaninsulinen gibt, könnte die Häufigkeit von Lipoatrophien unter Analoga unterschätzt sein.