Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P175
DOI: 10.1055/s-0030-1253903

Insulindosierung (ID) bei Diabetespatienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK): Follow-up nach Verminderung während Anschlussrehabilitation

U Fischer 1, P Heinke 2, E Ahrendt 1, M Grunze 1
  • 1Dünenwald-Klinik, Trassenheide, Germany
  • 2Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“, Karlsburg, Germany

Bei KHK kann während Anschluss-Reha nach kardiologischer Akutintervention ID häufig reduziert werden, während Kontroll-Pat. (K) mit anderen Reha-Indikationen durchschnittlich höhere ID benötigen (DuS 4(2009)S93, Abstr. P271).

Fragestellung: Prüfung der Nachhaltigkeit dieser ID-Veränderungen unter häuslichen Bedingungen.

Methodik: Briefliche Befragung der in der Ausgangsstudie behandelten Pat. (Aussendung 01.11., Deadline 31.12.2009). Zu 127 Pat. (55%) gingen Antworten ein. Davon waren 10 (3 KHK, 7 K) verstorben. SPSS-basierte Auswertung von Diabetestherapie, HbA1c, KG, Begleitmedikation sowie Verlauf der Erkrankung zur vorherigen Reha-Indikation (V=Verschlechterung, S=stationär).

Ergebnisse: Die nach einem Intervall von 25±SD16 Mon. auswertbaren 63 KHK und 54 K unterschieden sich nicht (p>0,05) nach Alter (64±10 vs. 64±11J), Diabetes- (19±11 vs. 18±9J) und Insulintherapiedauer (10±9 vs. 9±9J), KG-Veränderung in der Häuslichkeit (+3,5±4,4 vs. –0,3±3,2kg) sowie (Mit)behandlung in einer Schwerpunktpraxis (54 vs. 40%); bei KHK überwog der Anteil männlicher Pat. (71 vs. 49%). ID (0,70±0,30 vs. 0,65±0,36 IE/kg/d) und HbA1c (7,49±1,12 vs. 7,56±1,44%) waren ebenfalls identisch. Bei 16 bzw. 20% (p>0,05) von KHK und K waren interkurrent die Regimes verändert worden. Während ID sich gegenüber der Reha-Maßnahme bei KHK erhöht hatte, zeigte sich bei K eine Verminderungstendenz (+0,12±0,28 vs. –0,05±0,20 IE/kg/d, p<0,05); HbA1c unterlag gleichgerichteten Veränderungen (+0,36±1,03 vs. –0,27±1,09%, p<0,01). Da bei KHK vs. K im Intervall häufiger V auftrat (41 vs. 20%, p<0,05), und da V häufiger als S von einem ID-Anstieg begleitet wurde (86 vs. 14%, p<0,01), wurden V und S verglichen: ID (0,70±0,30 vs. 0,61±0,30 IE/kg/d) und HbA1c (7,46±1,26 vs. 7,38±0,99%) hatten sich am Reha-Ende nicht unterschieden (p>0,05); hingegen waren die Veränderungen bei Nachbeobachtung für V vs. S signifikant (p<0,01) unterschiedlich: ID +0,33±0,27 vs. –0,05±0,20 IE/kg/d, HbA1c +0,97±1,03 vs. –0,27±1,09%. Die ID- und HbA1c-Unterschiede KHK vs. K lassen sich nicht unterschiedlichen Häufigkeiten von Adipositas (49 vs. 52%), Digitalistherapie (8 vs. 4%, p>0,05), Metforminverordnung (33 vs. 32%) oder (Mit)behandlung in einer Diabetes-Schwerpunktpraxis (36 vs. 50%, p>0,05) zuordnen; Therapie mit Prednisolon (5 vs. 20%) oder Typ 1 Diabetes (5 vs. 11%) waren bei KHK allerdings seltener (p<0,05).

Schlussfolgerungen: Das Resultat der Voruntersuchung (bei KHK häufig vermeidbarer therapeutischer Hyperinsulinismus mit Möglichkeit einer Reduktion der erforderlichen ID) bestätigt sich insofern, als während der Nachbeobachtung ID und HbA1c nur bei denjenigen Patienten anstiegen, bei denen die Grunderkrankung einen ungünstigen Verlauf nahm. Bemühungen um eine bei hinreichender BG-Kontrolle geringst mögliche ID erscheinen auch mit Blick auf die kardiovaskuläre Prävention unerlässlich. Multizentrische prospektive kontrollierte Langzeitstudien sind zur Verfizierung erforderlich.