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DOI: 10.1055/s-0030-1253889
Prädiktoren für die Initiierung einer basalunterstützten oralen Therapie (BOT) bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 unter realen Versorgungsbedingungen
Fragestellung: Bei Typ-2-Diabetikern (T2D), die ihren individuellen HbA1c-Zielwert durch Lebensstilmodifikation und orale Antidiabetika (OAD) nicht erreichen, stellt die Gabe eines Basalinsulins zur bestehenden OAD-Therapie (BOT) eine wirksame Therapieoption dar. Obwohl die Bedeutung einer guten Blutzuckereinstellung zur Vermeidung von Diabetes-Spätfolgen heute allgemein anerkannt ist, erfolgt der Einstieg in die Insulintherapie dennoch häufig zu spät. Das Ziel dieser Studie war es daher – auf der Grundlage realer Versorgungsdaten – geeignete Prädiktoren für die Initiierung einer BOT zu identifizieren.
Methodik: Auf Basis der repräsentativen IMS® Disease Analyzer Datenbank, die ca. 8 Mio. anonymisierte Patientendaten aus 1.251 deutschen Arztpraxen enthält, wurde eine retrolektive Analyse durchgeführt. Dazu wurden T2D identifiziert, die ihre OAD-Therapie zwischen 01/1995 und 06/2006 begonnen hatten. Eingeschlossen wurden nur Patienten, für die sowohl Daten über 12 Monate vor als auch über 36 Monate nach Beginn der OAD-Therapie vorlagen. Der Anteil der Patienten, die im Beobachtungszeitraum zusätzlich ein langwirksames Insulin erhielten (BOT), wurde mithilfe der Kaplan-Meier-Methode berechnet. Die zugrunde liegenden Einflussfaktoren wurden mittels uni- und multivariater Cox Regression ermittelt.
Ergebnisse: Es wurden 9.028 T2D eingeschlossen, wovon 1.450 (16%) im Beobachtungszeitraum erstmals eine BOT erhielten. Eine höhere Wahrscheinlichkeit (Hazard Ratio=HR) für die Umstellung auf eine BOT war assoziiert mit einem hohen HbA1c-Wert (>8%: HR=1,84; p<0,001), jüngerem Alter (≤50J.: HR=1,72; p<0,001), der Anzahl von OADs vor dem BOT-Beginn (4 OADs: HR=1,56; p<0,001) sowie der Verschreibung von Gliniden (GLI: HR=1,68; p<0,001), α-Glukosidase-Hemmern (AGI: HR=1,46; p<0,001) und Sulfonylharnstoffen (SH: HR=1,44; p<0,001). Ein gegenteiliger Effekt zeigte sich für die Verschreibung von DPP-4-Hemmern (HR=0,28; p<0,001) und Glitazonen (HR=0,74; p=0,008) sowie für das Vorliegen verschiedener Ko-Morbiditäten. In einer kombinierten Cox Regression wurden 3 besonders prädestinierte Patientengruppen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für die Umstellung auf eine BOT identifiziert: Gruppe I=Alter: 51–60J., letztes OAD: SH, AGI oder GLI und HbA1c:>8% (HR=2,72; p<0,001), Gruppe II=Alter: ≤50J., Vorbehandlung mit ≥3 OADs und HbA1c:>8% (HR=2,62; p=0,032), Gruppe III=Vorbehandlung mit ≥3 OADs, letztes OAD: SH, AGI oder GLI und HbA1c: >8% (HR=2,10; p=0,019).
Schlussfolgerungen: In der vorliegenden Untersuchung konnten mehrere Prädiktoren-Kombinationen für die Umstellung auf eine BOT gefunden werden. Die Kenntnis dieser Faktoren könnte zukünftig die Identifikation von Patienten erleichtern, die von einem Einstieg in die Insulintherapie mit einem langwirksamen Insulin profitieren könnten. Ein früherer Einstig in die Insulintherapie könnte zu einer verbesserten Stoffwechseleinstellung und damit zu einer Reduktion der Spätfolgen des Diabetes mellitus beitragen.