Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P91
DOI: 10.1055/s-0030-1253819

Effekte einer CPAP-Therapie auf Marker der Insulinresistenz und des Glukosestoffwechsels bei Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom. Ein systematischer Review mit Metaanalyse

L Hecht 1, 2
  • 1Sana Klinik Oldenburg, Diabeteszentrum, Oldenburg, Germany
  • 2Matthias Hochschule Rheine, Rheine, Germany

Hintergrund: Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) gilt als die wichtigste Atemstörung im Schlaf. Kennzeichnend für das OSAS sind wiederholte Atemstillstände während des Schlafes. Hauptsymptom ist die exzessive Tagesmüdigkeit. Ferner legen Beobachtungsstudien nahe, dass das OSAS mit einer erhöhten kardiovaskulären und zerebrovaskulären Mortalität assoziiert zu sein scheint. Kontrovers wird diskutiert, ob das OSAS einen unabhängigen Einfluss auf eine Insulinresistenz bzw. den Glukosestoffwechsel hat. Therapieregime der Wahl ist die CPAP-Beatmung (continuous positive airway pressure). Die vorliegenden Arbeit bietet ein systematischen Review mit Metaanalyse zu den Effekten einer CPAP-Beatmung auf Marker der Insulinresistenz und den Glukosestoffwechsel.

Methodik: Für die systematische Literatursuche wurden die Datenbanken Medline, Embase, Cinahl und das Cochrane Controlled Trial Register, Literaturlisten, sowie die Abstractbände der Jahrestagungen der Deutschen Diabetesgesellschaft bis Juli 2009 nach relevanten Publikationen durchsucht. Randomisiert-kontrollierte und nicht randomisiert-kontrollierte Interventionsstudien, die eine CPAP-Therapie mit einer Placebo CPAP-Therapie oder einer nicht behandelten Kontrollgruppe bei Patienten mit OSAS verglichen hatten, wurden eingeschlossen. Die methodische Qualität der einzelnen Studien wurde beurteilt. In der Metaanalyse wurden Parallelgruppen- und Crossoverstudien getrennt voneinander in einem fixed effects modell analysiert. Zur Beurteilung der statistischen Heterogenität zwischen den einzelnen Studien wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 54 potentiell relevante Publikationen identifiziert, von den 6 Studien mit 266 Teilnehmern in die Metaanalyse eingeschlossen wurden. Die eingeschlossenen Arbeiten wiesen eine unterschiedliche methodische Qualität auf. Statistische Heterogenität fand sich nicht. Weder die Plasmainsulinspiegel (Parallelgruppenstudien 0,24pmol/L, 95% CI –0,63 bis 1,10; Crossoverstudien –2,95pmol/L, 95% CI –20,39 bis 14,50), noch der HOMA-Index (Parallelgruppenstudien 0,07, 95% CI –0,40 bis 0,55 Crossoverstudien –0,77, 95% CI –4,12 bis 2,57) oder die Adiponektinspiegel (0,00µg/ml, 95% CI –0,76 bis 0,76) änderten sich signifikant unter der CPAP-Therapie. In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde ein signifikant positiver Effekt auf den Insulinsensitivitätsindex (1,68%/min, 95% CI 0,3 bis 3,06) beschrieben. Der HbA1c-Wert wurde nicht statistisch signifikant durch die CPAP-Therapie beeinflusst (Parallelgruppenstudien –0,02%, 95% CI –0,84 bis 0,60; Crossoverstudien 0,04%, 95% CI –0,27 bis 0,34).

Schlussfolgerung: Der Nutzen der CPAP-Therapie zur Reduktion der Insulinresistenz oder Verbesserung des Glukosestoffwechsels bei Patienten mit OSAS ist nicht belegt. Qualitativ hochwertige Studien mit primären Endpunkt Insulinresistenz, ausreichend langer Nachbeobachtungszeit und adäquater Stichprobe stehen aus.