Fragestellung: Die ausgeprägtere Insulinsekretion nach oraler im Vergleich zu intravenöser Glukosegabe,
durch den Einfluss der gastrointestinalen Hormone wie z.B. Glucose-Dependent Insulinotropic
Polypeptide (GIP) und Glucogon-Like Peptide-1 (GLP-1), bezeichnet man als Inkretineffekt.
Bei Patienten mit Typ 2 Diabetes (T2DM) ist der Inkretineffekt reduziert bzw. aufgehoben.
DPP-4-Hemmer blockieren den Abbau von GLP-1 und GIP und führen somit zu einem Anstieg
der durch Nahrungszufuhr stimulierten Inkretinkonzentrationen. Das Ziel der vorliegenden
Studie war es, den Inkretineffekt bei Patienten mit T2DM, die mit Metformin vorbehandelt
waren, nach einer 12 bzw. 13tägigen Therapie mit dem DDP-4-Hemmer Vildagliptin oder
Plazebo zu quantifizieren.
Methodik: 20 Patienten (3 weiblich, 17männlich, mit einem mittleren Alter von 59±9 Jahren,
einem BMI von 28,7±2,6kg/m2 und einem HbA1c von 7,3±0,5%) mit T2DM, die mit Metformin (1958mg/Tag) vorbehandelt
waren, wurden in einem „Two-Period Cross-Over“-Design untersucht. Wir gaben randomisiert
Vildagliptin 100mg/Tag oder Plazebo über 13 Tage. Am Tag 12 erfolgte 30 Minuten nach
der Medikation eine orale Glukosegabe (75g). Am 13. Tag erfolgte eine „isoglykämische“
Glukoseinfusion. Über 240 Minuten wurde Glukose (kapillar), Insulin, C-Peptid, GLP-1
und GIP gemessen. Der Inkretineffekt wurde als Unterschied der Insulinsekretion (integrierte
Konzentrationsanstiege von Insulin, C-Peptid und Insulinsekretionraten/Dekonvolution)
zwischen der oralen und „isoglykämischen“ intravenösen Glukoseinfusion bezogen auf
die orale Glukosegabe (=100%) berechnet.
Ergebnisse: Die Übereinstimmung der Glukosekonzentrationen während der „isoglykämischen“ Glukoseinfusion
und der oralen Glukosezufuhr war zufriedenstellend. Intaktes GLP-1 und GIP stiegen
unter Vildagliptin signifikant an (ca. x 2–3). Die Medikation mit Vildagliptin führte
sowohl bei der oralen als auch bei der „isoglykämischen“ intravenösen Glukosezufuhr
zu einer signifikant höheren Insulinantwort (z.B., AUC C-Peptid oral um 31,4%, p=0,0002; AUCC-Peptid iv um 33,7%, p=0,026). Der Inkretineffekt war für Vildagliptin versus Plazebo nicht
signifikant verändert (IEC-Peptid, 38,5±5,2 versus 39,7±3,7%, p=0,97).
Schlussfolgerungen: Entgegen unserer Erwartungen verändert sich unter dem DPP-4-Hemmer Vildagliptin der
Inkretineffekt bei Patienten mit Typ 2 Diabetes quantitativ nicht, obwohl die intakten
Konzentrationen von GLP-1 und GIP deutlich ansteigen. Die Tatsache, dass die Insulinsekretion
nach oraler und intravenöser Glukosegabe gleichermaßen potenziert wird, spricht für
deutliche Effekte der basal bereits erhöhten GLP-1-Konzentrationen. Effekte der DPP-4-Hemmung
auf andere Mediatoren können aber nicht ausgeschlossen werden.