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DOI: 10.1055/s-0030-1253804
Regionale Unterschiede in der Prävalenz des Typ 2-Diabetes mellitus: Ergebnisse aus sechs populationsbasierten Studien in Deutschland (DIAB-CORE)
Hintergrund: Bislang gibt es kaum populationsbezogene Daten zur regionalen Verteilung des Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) in Deutschland. Ein Zusammenschluss von populationsbasierten Studien aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands im DIAB-CORE Verbund des Kompetenznetz Diabetes liefert erstmals die Datengrundlage für regionale Analysen. Diese ermöglichen Schätzungen zur Prävalenz des T2DM und dessen Variabilität in unterschiedlichen Regionen Deutschlands.
Methoden: Daten aus sechs populationsbasierten Kohortenstudien mit Basiserhebungen zwischen 1997 und 2006 wurden analysiert: Im Nordosten Deutschlands die Study of Health in Pomerania [SHIP], in Mitteldeutschland die Cardiovascular Disease, Living, and Ageing in Halle Study (CARLA), im Westen die Heinz Nixdorf Recall Study [RECALL] und die Dortmunder Gesundheitsstudie [DO-GS] und im Süden die Kooperative Gesundheitsstudie im Raum Augsburg [KORA]. Als überregionale Referenzstudie diente der Bundesgesundheitssurvey 1998 [BGS 98]. Probanden im Alter zwischen 45 und 74 Jahren wurden in die vorliegende Datenauswertung einbezogen. Als Kriterium für die Diagnose eines T2DM diente die Selbstauskunft eines ärztlich diagnostizierten Diabetes oder einer antidiabetischen Medikation. Die Prävalenz wurde alters- und geschlechtsspezifisch geschätzt mit 95% Konfidenzintervall (95% KI) und auf die Deutsche Bevölkerung (31.12.2007) standardisiert.
Ergebnisse: Von 15.128 Probanden hatten insgesamt 1.287, davon 676Männer und 611 Frauen, einen prävalenten T2DM, entsprechend einer altersstandardisierten Prävalenz von insgesamt 8,5% (8,1%-9,0%) bzw. 9,1% (7,4%-9,7%) bei Männern und 8,0% (7,4%-8,6%) bei Frauen. Die höchste standardisierte Prävalenz zeigte sich im Nordosten und in der Region um Halle: in SHIP mit 10,8% (9,6%-12,1%), [Männer 11,9%, Frauen 9,8%]; und in CARLA mit 11,4% (9,6%-13,1%), [Männer 12,4%, Frauen 10,4%]. Für den Westen in DO-GS ergab sich eine Prävalenz von 9,6% (7,6%-11,5%), [Männer 7,9%, Frauen 11,1%]; in RECALL von 7,9% (7,1%-8,6%), [Männer 9,3%, Frauen 6,5%]. Die niedrigste Prävalenz fand sich im Süden Deutschlands in KORA mit 5,8% (4,9%-6,7%), [Männer 6,1%, Frauen 5,5%]. Im Vergleich zur regionalen Prävalenz wurde der BGS 98 herangezogen mit einer bundesweiten Prävalenz von 8,5% (7,6%-9,4%), [Männer 8,4%, Frauen 8,6%]. Außer in der Region um Dortmund lag die Prävalenz bei den Männern in allen Studien höher als bei den Frauen.
Schlussfolgerungen: Die Schätzungen der Prävalenz des T2DM weisen einen Nord-Süd- und einen Ost-West-Gradienten innerhalb Deutschlands auf mit der höchsten standardisierten Prävalenz in der Region Halle. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Die möglichen Erklärungen für diese regionalen Unterschiede werden in folgenden Untersuchungen des DIAB-CORE Verbundes ermittelt.
Die Arbeit wurde unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0805–07).