Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P74
DOI: 10.1055/s-0030-1253802

Intensive Phänotypisierung von Diabetes-Neumanifestationen im Kindes- und Jugendalter: DiMelli-Studie

L Thümer 1, F Hofmann 2, K Adler 1, M Keller 2, C Milz 2, S Wagner 2, AG Ziegler 1, A Munte 2
  • 1Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München, München, Germany
  • 2Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München, Germany

Fragestellung: Die bayerische Kohortenstudie DiMelli untersucht die rapide steigenden Inzidenzen und möglichen Überlappungen der verschiedenen Diabetesphänotypen im Kindes- und Jugendalter.

Methodik: Seit 2009 bis voraussichtlich 2020 werden Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren mit einem neu manifestierten Diabetes mellitus eingeschlossen. Neben dem klinischen Bild werden Insel-Autoantikörper (IAA, GADA, IA2, ZnT8A) sowie Zöliakie- und Schilddrüsenantikörper (TTG-A, TPO-A), Nüchtern-C-Peptid, Fettstoffwechsel und Diabetes assoziierte Gene standardisiert und zentralisiert analysiert. Übergewicht, Hypertonie und sozioökonomischer Status werden als Einflussfaktoren untersucht.

Ergebnisse: Im Zeitraum von April 2009 bis Januar 2010 wurden 114 Patienten registriert. Bei 113 Patienten war die klinische Diagnose eines Typ-1-Diabetes gestellt worden. 112 Patienten (98,2%) waren Insel-Autoantikörper (AA) positiv, davon wiesen 90,2% multiple AA auf (66% GADA, 74% IA2A, 71% ZnT8A). Hinsichtlich assoziierter Autoimmunität waren 14,9% der Patienten positiv für TTG-A und 8,8% positiv für TPO-A, wobei bei 2,7% bzw. 5,1% bereits eine Zöliakie bzw. Hashimoto-Thyreoiditis bekannt war. In 81,1% der Fälle bestand bei Manifestation eine ausgeprägte Ketonurie. Das Nüchtern-C-Peptid lag bei 87,5% der Patienten unterhalb von 1,1ng/ml. Unabhängig von der Zahl positiver Insel-AA lagen mit zunehmendem Alter höhere C-Peptid-Werte vor (p<0,001). Zudem bestand eine positive Korrelation zwischen Nüchtern-C-Peptid und BMI-Perzentilen (p=0,03). In der Kohorte zeigte sich eine hohe Prävalenz von Untergewicht mit 32,4% (BMI <10. Perzentile), 5,4% der Kinder waren übergewichtig und 2,7% adipös (BMI >90. bzw. >97. Perzentile). Im DMP gibt es Hinweise, dass im Krankheitsverlauf deutlich mehr Kinder und Jugendliche mit Diabetes übergewichtig bzw. adipös sind (>20%) als bei Krankheitsbeginn.

Schlussfolgerung: DiMelli, DMP und DPV können in Zukunft gemeinsam wichtige Erkenntnisse über Diabetes-Neumanifestationen und Verläufe liefern.

Die Arbeit wird unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 01GI0806).