Fragestellung: Diabetes mellitus ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die makrovaskulären
Ursachen der vaskulären Demenz; allerdings stellt der Diabetes auch ein Risikofaktor
für die Entwicklung der nicht vaskulären Alzheimer-Demenz dar. Memantin ist ein Antidementivum,
welches bei Demenzerkrankungen klinisch eingesetzt wird. Tierexperimentell konnte
nachgewiesen werden, dass Memantin einen neuroprotektiven Effekt unter hypoglykämischen
Bedingungen hat. In diesem Zusammenhang nehmen wir an, dass Memantin einen Abfall
des zerebralen Energiestatus unter akuter Hypoglykämie verhindert und somit neuroprotektiv
wirkt.
Methodik/Statistik: Wir haben in einem doppelblinden Cross-over-Design die Wirkung von Memantin vs. Plazebo
bei 16 gesunden Männern zwischen 18 und 30 Jahren auf den zerebralen Energiestoffwechsel
untersucht. Jeder Proband durchlief zwei experimentelle hypoglykämische Glukose-Clamp-Interventionen
und die Parameter der zerebralen Hochenergiephosphate, wie Adenosintriphosphat (ATP)
und Phosphocreatin (PCr), wurden vor Beginn, während und nach der Hypoglykämie mittels
31Phosphor-Magnet-Resonanz-Spektroskopie gemessen. Zusätzlich wurden Konzentrationsbestimmungen
der Hormone Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol und ACTH durchgeführt und die neurokognitive
Leistungsfähigkeit getestet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalyse
für Messwiederholungen (ANOVA).
Ergebnisse: Der zerebrale ATP-Gehalt stieg unter der Hypoglykämie in der Memantinbedingung im
Vergleich zur Plazebobedingung an (p=0,018). Dieser Effekt spiegelte sich auch in
dem Quotienten aus ATP und anorganischem Phosphat (Pi) wieder (p=0,046). Auch nach
Normalisierung des Blutzuckerwertes blieb der Gehalt zerebraler Hochenergiephosphate
in der Memantinbedingung tendentiell höher im Vergleich zur Plazebobedingung (ATP
p=0,090; ATP/Pi p=0,055). Des Weiteren konnten wir zeigen, dass es zu einer signifikanten
Erhöhung aller gemessenen Hormonkonzentrationen sowie zu einem Abfall der neurokognitiven
Leistungsfähigkeit unter der Hypoglykämie gekommen war (p<0,05 für alle).
Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass Memantin den Gehalt der zerebralen Hochenergiephosphate
unter experimentell induzierter Hypoglykämie bei gesunden Probanden erhöht. Wir vermuten,
dass der verbesserte neuronale Energiestatus eine zentrale Rolle für den neuroprotektiven
Effekt unter diesen Bedingungen spielt. Unsere Ergebnisse sind von klinischer Relevanz,
da sie eine mögliche Therapieoption für die Hypoglykämie-induzierte Neurodegeneration,
bzw. Prävention dementieller Erkrankungen bei Diabetes mellitus eröffnen.