Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - FV22
DOI: 10.1055/s-0030-1253750

Die Bolusberechnung anhand von Kohlenhydrat- und Fett-/Protein-Einheiten für kalorienreiche Mahlzeiten bei der Pumpentherapie. Ergebnisse der pädiatrischen Pizza-Salami Studie

O Kordonouri 1, R Hartmann 1, K Remus 1, S Bläsig 1, E Sadeghian 1, C Guntermann 1, C Scarabello 1, N Datz 1, T Kracht 1, T Danne 1
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany

Fragestellung: Nach Verzehr von kohlenhydrat (KH)- und fett-/proteinreichen Mahlzeiten wird bei Verabreichen eines anhand von Kohlenhydrateinheiten (KE) berechneten Normalbolus ein verzögerter Blutglukoseanstieg beobachtet. Diese Studie soll prüfen, ob die Berechnung der Insulinmenge mithilfe von Fett-/Protein-Einheiten (FPE) zur zusätzlichen Abdeckung des Protein- und Fettgehalts der Mahlzeit zu verbesserten postprandialen Glukoseprofilen führen kann.

Methodik: An dieser monozentrischen, nicht geblindeten, randomisierten, cross-over Studie nahmen 42 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 20 Jahren (55% Mädchen) mit Typ-1 Diabetes (T1D) seit mindestens 1 Jahr (Dauer 5,2±3,1 Jahre, MW±SD) und mit einer Pumpentherapie seit mindestens 3 Monaten (Dauer 3,3±1,8 Jahre) teil. Die Patienten erhielten vier identische standardisierte Mittagsmahlzeiten (Pizza-Salami, Dr. Oetker, 50% KH, 34% Fett, 16% Protein), die 33% ihres alters- und geschlechtsabhängigen täglichen Energiebedarfs entsprachen. Sie verwendeten in randomisierter Reihenfolge einen Normal- oder Dualbolus jeweils anhand einer KE oder KE und FPE berechneten Insulinmenge. KE/Insulin und FPE/Insulin Ratio waren identisch. Die Patienten trugen eine sensorunterstützte Insulinpumpe (Paradigm REAL-Time System, Fa. Medtronic) und führten kontinuierliche Glukosemessungen für den 6-stündigen postprandialen Studienzeitraum durch.

Ergebnisse: Die KE- und FPE-basierte Insulinberechnung führte zu signifikant niedrigeren postprandialen Glukoseverläufen mit 0–6 Std. Area under the curve (AUC) von 804,7±260,9mg/dl*6h und einer mittleren Glukose von 137,8± 46,2mg/dl als die KE-basierte Berechnung (AUC: 926,3±286,3mg/dl*6h; mittlere Glukose: 160,5±51,9mg/dl, p<0,001 jeweils). Bei der KE- und FPE-Berechnung waren die postprandialen Glukoseverläufe signifikant niedriger als bei der KE-Berechnung unabhängig von der Bolusart, die abgerufen wurde (Normalbolus: AUC p<0,001, mittlere Glukose p<0,001; Dualbolus: AUC p=0,045, mittlere Glukose p=0,033). Postprandiale Hypoglykämien <70mg/dl traten häufiger bei KE- und FPE- als bei alleiniger KE-Berechnung auf (35,7% vs. 9,5%, p<0,001); eine schwere Hypoglykämie kam nicht vor.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass die KE- und FPE-basierte Insulinberechnung bei Kindern und Jugendlichen jenseits der Remissionsphase zu niedrigerem postprandialen Glukoseanstieg nach Verzehr von kohlenhydrat- und fett-/proteinreichen Mahlzeiten führt als die KE-basierte Berechnung.

Unterstützt durch Forschungsmittel der Fa. Medtronic International Trading Sàrl, Schweiz.