Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(2): 55
DOI: 10.1055/s-0030-1253311
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Eine gemeinsame Identität

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Publication Date:
19 April 2010 (online)

 

Vielleicht haben Sie es schon bemerkt? Seit der letzten Ausgabe taucht unter dem Haupttitel Flugmedizin Tropenmedizin Reisemedizin als Untertitel jetzt neben der Tauch-, Berg- und Expeditionsmedizin auch die Maritime Medizin auf. Hier wird eine sehr erfreuliche Entwicklung deutlich: es suchen immer mehr medizinische Gesellschaften, die sich mit der Reisemedizin befassen, eine gemeinsame Publikationsplattform.

Die Reisemedizin ist ein typisches Querschnittsfach und verfügt über inhaltliche Schnittmengen mit vielen medizinischen Disziplinen. Diese Zeitschrift ist dabei, sich zu einem Publikationsorgan zu entwickeln, in dem zum einen gemeinsame reisemedizinische Themen aufgegriffen und über die engen Grenzen der einzelnen Fachgebiete hinaus dargestellt werden können. Diese interdisziplinäre Sichtweise führt zu dem notwendigen "Blick über den Tellerrand", der für eine optimale Versorgung unserer reisemedizinischen Patienten unabdingbar ist. Zum anderen fördern wir durch das Herausarbeiten gemeinsamer Inhalte die Entstehung einer fachübergreifenden reisemedizinischen Identität, die für die Etablierung unseres noch jungen Faches in der Medizin ungemein wichtig ist.

Auch die Beiträge der jetzt vorliegenden Ausgabe spiegeln dieses breite Spektrum reisemedizinischer Themen wider: Der flugmedizinische Beitrag geht auf die Übertragungsmöglichkeit von Infektionskrankheiten an Bord von Flugzeugen ein - mit der Schlussfolgerung, dass diese doch eher unwahrscheinlich ist. Der Beitrag über nagetierassoziierte Infek-tionskrankheiten befasst sich unter anderem mit den durch den Klimawandel veränderten Übertragungszusammenhängen. In der Zoonosen-Serie steht diesmal die Tularämie im Mittelpunkt. Diese Erkrankung ist durchaus auch mit Reisen und Freizeitaktivitäten in unserer heimischen Umgebung verbunden. Im Fokus der Reisemedizin stehen daher nicht nur Fernziele.

In der Rubrik Berg- und Expeditionsmedizin finden Sie einen Beitrag zu den komplexen Anforderungen, die eine Abenteuerreise an den betreuenden Arzt stellt - verbunden mit dem Hinweis, dass man trotz sorgfältiger Vorbereitung immer etwas Wesentliches vergessen kann. In unserem reisemedizinischen Zusammenhang außergewöhnlich und damit sicherlich besonders interessant ist der Beitrag über nicht spezifische Behandlungseffekte auch im Rahmen der Reisevorbereitung. Und schließlich greift der Beitrag über die Todesfeststellung auf hoher See ein Problem auf, das auch nicht mit der Seefahrt vertraute Mediziner sehr gut nachvollziehen können.

Besonders hinweisen möchte ich auch auf die in jeder Ausgabe dieser Zeitschrift abgedruckten "Mitteilungen der Gesellschaften". Hier können sich auch die Mitglieder der jeweils anderen mit der Reisemedizin befassten Gesellschaften darüber informieren, was im reisemedizinischen Umfeld passiert und mit welchen Aktivitäten die anderen Gesellschaften aufwarten. Auch das gehört zum Blick über den Tellerrand. Es ist zu hoffen, dass sich durch die hierdurch mögliche Transparenz unserer unterschiedlichen Aktivitäten auch Gemeinsamkeiten entwickeln, die dann vielleicht auch einmal abgestimmte und einheitliche Standards entstehen lassen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Aus,- Fort- und Weiterbildung sowie für Zertifizierungen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, auch zukünftigen Reisemedizinern Hilfestellung und Orientierung zu bieten. Ich wünsche unter all diesen Gesichtspunkten eine angenehme und gewinnbringende Lektüre.

Dr. Ulrich Klinsing, Frankfurt am Main

Dr. Ulrich Klinsing

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