Rofo 2010; 182 - WI_PO58
DOI: 10.1055/s-0030-1253062

Radiologische Bildgebung bei suspizierter Lungenembolie in der Schwangerschaft – was weiss man über die fetale Dosis?

T Niemann 1, G Nicolas 2, HW Roser 3, J Müller-Brand 2, G Bongartz 1
  • 1Universitätsspital Basel, Diagnostische Radiologie, Basel
  • 2Universitätsspital Basel, Nuklearmedizin, Basel
  • 3Universitätsspital Basel, Diagnostische Radiologie, Radiologische Physik, Basel

Ziele: Ziel dieser Arbeit ist eine systematische Analyse der Literatur über fetale Dosen im Zusammenhang mit radiologischer Bildgebung bei suspizierter Lungenembolie (LE) in der Schwangerschaft. Methode: Eine systematische Literatursuche wurde in den Pubmed, Medline und Embase Datenbanken durchgeführt. Das Ergebnis lieferte 1687 Artikel, die mit Blick auf die fetale Dosis in der radiologischen Aufarbeitung suspizierter LE in der Schwangerschaft analysiert wurden. Ergebnis: Die fetale Dosis ist im Thorax-CT geringer als die szintigraphischer Diagnostik – jeweils abhängig von technischen Parametern/Aktivität (0.003–0.24 mGy in früher und 0.051–0.1 mGy in später Schwangerschaft für CT; 0.1–0.6 mGy in früher und 0.6–0.8 mGy in später Schwangerschaft für 99mTc-MAA Perfusionsszintigraphie; 0.1–0.3 mGy für 99mTc-Aerosol Ventilationsszintigraphie.

So ergibt sich für ein Routine-CT/Perfusionsszintigramm ein zusätzliches maternales Brustkrebsrisiko von etwa 0.006/0.0006. Das zusätzliche fetale Risiko einer strahleninduzierten Krebserkrankung liegt bei etwa 0.0005–0.003/0.004.

Es ergibt sich also ein etwa 10x erhöhtes Risiko für den Fetus zur Induktion einer Krebserkrankung bei der Perfusionsszintigraphie im Vergleich zum CT, für die Mutter andererseits ein 10x erhöhtes Brustkrebsrisiko beim CT im Vergleich zur Perfusionsszintigraphie. Schlussfolgerung: Wissen über Dosimetrie und Strahlenrisiko ist elementar in der radiologischen Aufarbeitung suspizierter LE in der Schwangerschaft. Neben Risikostratifizierung und laborchemischen Tests sollte bei allen Schwangeren zunächst ein Kompressions-Ultraschall der Extremitäten erfolgen, bevor röntgenologische Untersuchungen folgen. Es scheint vernünftig, die Lungenszintigraphie nur für Schwangere vorzusehen, die neben einem normalen Thorax-Übersichtsbild keine klinische Anamnese für Asthma oder chronische Lungenkrankheiten haben.

Korrespondierender Autor: Niemann T

Universitätsspital Basel, Diagnostische Radiologie, Petersgraben 4, 4031, Basel

E-Mail: niemannt@uhbs.ch