Zwei unvermeidbare Nebenerscheinungen des Screenings sind Überdiagnostik (asymptomatische
Karzinome die ohne Screening nie in Erscheinung treten) sowie falsch positive Befunde.
Überdiagnostik macht 3% bis 52% aus, abhängig von Bias bei der Extrapolierung von
Hintergrundinzidenz zur Brustkrebszunahme und Interpretationen des „lead-time models“.
Überdiagnostik von DCIS wird eher akzeptiert als Überdiagnostik von kleinen invasiven
Karzinome. Zwei Modelle erklären den Übergang vom DCIS zum invasivem Brustkrebs (IBC):
Low-grade DCIS zu high-grade DCIS und dann zu IBC (“theory of linear progression“),
oder low-grade DCIS vorwiegend zum low-grade IBC und high-grade DCIS vorwiegend zum
high-grade IBC (“theory of parallel disease“). Etwa 50% der DCIS entwickeln sich möglicherweise
zur IBC, aber zur Zeit ist dies nicht vorherzusagen. Für Radiologen bleibt daher unverändert
die Herausforderung, durch genaue Mikrokalkanalyse benigne Verkalkungen von low-grade
und high-grade DCIS zu unterscheiden. Feine (“powdery“) und gröbere (“crushed stone-like“)
granulare Verkalkungen deuten auf low-grade DCIS hin während „casting type“ Mikrokalk
typisch für high-grade DCIS ist. Verkalkungen sind oft unspezifisch, und eine Zuordnung
kaum möglich. Verbesserte radiologische Diagnostik mit digitaler Mammographie, Computer-Aided
Detection, sowie MRI führt zum Nachweis immer kleinere Karzinome. Wegen geringerSpezifiität
von Mikrokalkbefunde ist zur Zeit eine radiologische Überdiagnostik unvermeidbar.
Für Radiologen ist die Herausforderung eine genaue Diagnostik, um Überbehandlung zu
vermeiden. Zukünftiger Einsatz von molekularen Tumorcharakteristika wird Karzinome
mit geringem Risiko identifizieren und eine Überdiagnostik stark reduzieren.
Lernziele:
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Definition und Problematik der Überdiagnostik
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Low-grade Karzinome und deren radiologischen Befunde
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Herausforderungen moderner Mammadiagnostik mit Hinblick auf Überdiagnosen
Korrespondierender Autor: Skaane P
Ullevaal University Hospital, Department of Radiology, Kirkeveien 144, 0407, Oslo
E-Mail: per.skaane@ulleval.no