Rofo 2010; 182 - RK202_2
DOI: 10.1055/s-0030-1252233

Tumorsimulierende ZNS-Läsionen

A Dörfler 1
  • 1Universität Erlangen-Nürnberg, Abteilung Neuroradiologie, Erlangen

Die Diagnose eines hirneigenen Tumors oder einer zerebralen Metastase ist radiologisch nicht immer eindeutig. Differenzialdiagnostisch können eine ganze Reihe verschiedener Läsionen des Gehirns ein tumorähnliches Erscheinungsbild aufweisen und so nicht selten für Verwirrung sorgen: Hirninfarkte können selbst im MR einen hirneigenen Tumor simulieren. Auch intrazerebrale Blutungen können abhängig vom Resorptionsstadium der Blutung im MR ein heterogenes Erscheinungsbild aufweisen und beim schnellen Hinsehen einen Tumor vortäuschen. Tumorähnliche Demyelinisierungsareale sind als „tumefactive MS“ in der Literatur gut dokumentiert. Aber auch seltenere entzündliche Erkrankungen wie eine Cerebritis/Cerebellitis, Langerhanszell-Histiozytose, Pachymeningitis oder ein Neuro-Behcet können ein tumorähnliches Erscheinungsbild aufweisen. Neben laborchemischen Parametern kann die MR-Spektroskopie in der differenzialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber Hirntumoren hilf-reich sein. Wertvoll ist die MR-Spektroskopie auch bei Abszessen, die eher häufig tumorähnlich impo-nieren. Im diffusionsgewichteten MRT zeigen Abszesse typischerweise ein helles Signal. Die Schwierigkeiten der radiologischen Differenzierung einer Strahlennekrose von einem Glioblastom sind bekannt. Auch die hypertensive Enzephalopathie kann sich mit einem tumorähnlichen MR-Erscheinungsbild manifestieren. An vaskulären Veränderungen können selten Aneurysmen oder AV-Malformationen Tumoren vortäuschen. Kavernome können durchaus ein heterogenes MR-Erscheinungsbild aufweisen und als sog. Riesen-Kavernom stattliche Ausmaße annehmen, die auch an ein Oligodendrogliom denken lassen. Peri-vaskuläre Räume (Virchow-Robin-Räume) – eigentlich ein Normalbefund – können sehr selten expansiv wachsen, dadurch tumorähnlich aussehen.

Lernziele:

Differenzialdiagnose und Mustererkennung bei tumorsimulierenden Läsionen des ZNS

Korrespondierender Autor: Dörfler A

Universität Erlangen-Nürnberg, Abteilung Neuroradiologie, Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen

E-Mail: Arnd.Doerfler@uk-erlangen.de