Gesundheitswesen 2010; 72 - A19
DOI: 10.1055/s-0030-1251675

Gesundheitsberichterstattung in der Euregio Maas-Rhein

D Bardehle 1, E Becklas 1, O Razum 1
  • 1Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld

Hintergrund:

Euregios gewinnen zunehmend an Bedeutung und werden seitens der Europäischen Union gefördert. Die in den 70er Jahren gegründete Euregio Maas-Rhein, zählt zu den ältesten Grenzregionen in Europa. In ihr haben sich die deutsche Region Aachen e.V. (ehem. Regierungsbezirk Aachen), die holländische Provinz Süd-Limburg und die belgischen Provinzen Limburg und Lüttich sowie die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens zur Euregio Maas-Rhein zusammengeschlossen. Eine Priorität stellt die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung dar. Im Jahr 1998 wurde erstmals ein euregionaler Gesundheitsbericht (EGBE) erstellt. Für die Jahre 2000 und 2005 wurde ein Nachfolgebericht erarbeitet.

Methoden:

Die Fortschreibung umfasst die Berichtsjahre 2000 und 2005 und umschließt acht Indikatoren zur Mortalität und Morbidität: Mittlere Lebenserwartung bei Geburt, Sterbefälle (ICD 10: A00-T98), Transportmittelunfälle mit tödlichem Ausgang (ICD 10: V01-V99), Suizidsterbefälle (ICD 10: X60-X84), Säuglingssterblichkeit (Neo- und Postneonatalsterblichkeit), Geburtsgewicht lebendgeborener Kinder, Tuberkuloseinzidenz (ICD 10: A15-A19) und HIV-Inzidenz (ICD 10: B20-B24). Neuberechnungen waren erforderlich, um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zu erreichen.

Ergebnisse:

Aus den Mittelwerten der Jahre 1998–2000 errechnet sich für die Euregio Maas-Rhein eine mittlere Lebenserwartung bei der Geburt von 80,64 Jahren für die weibliche und exakt 75 Jahre für die männliche Bevölkerung. Im Jahr 2005 (Mittelwerte 2003–2005) hat sich die Lebenserwartung in der Grenzregion bei den Frauen um 0,79 auf 81,43 Jahre erhöht, bei den Männern um 1,2 Jahre auf 76,20 Jahre.

Im Jahr 2000 weist die belgische Provinz Limburg sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern eine signifikant niedrigere Sterblichkeit auf (9% bzw. 8% Abweichung vom Euregio-Durchschnitt). Für die belgische Provinz Lüttich dagegen ergibt sich bei den Frauen und Männern eine signifikant höhere Sterblichkeit (4% bzw. 7%).

Diskussion:

Der hier vorgestellte Indikatorensatz besitzt lediglich Basisberichtscharakter. Die Datenakquise gestaltete sich schwierig und langwierig, besonders in den niederländischen und belgischen Partnerregionen. Der Bericht weist z.T. große Datenlücken auf. Ähnliche Probleme berichteten schon Freund et al. in ihrem ersten Gesundheitsbericht. Die Zukunftsfähigkeit einer euregionalen Gesundheitsberichterstattung (EGBE) in der Euregio Maas-Rhein hängt stark vom Nutzen ab, die diese für die Grenzregion mitbringt. Die Ergebnisse eines euregionalen Gesundheitsberichtes sollten Zielformulierungen ermöglichen. Ein erweiterter Indikatorensatz sollte die Gesundheitsversorgung einbeziehen. Vorschläge zur weiteren Entwicklung der EGBE werden unterbreitet. Voraussetzung für eine Etablierung einer EGBE ist eine entsprechende personelle Ausstattung.