Endoskopie heute 2010; 23 - FV26
DOI: 10.1055/s-0030-1251646

Prospektive mikrobiologische Analyse von Gallensaft während Cholangiographien: sinnvoll bei Patienten mit Cholangitis

A Negm 1, A Schott 1, RP Vonberg 2, TJ Weismüller 1, AS Schneider 1, S Kubicka 1, CP Strassburg 1, MP Manns 1, S Suerbaum 2, J Wedemeyer 1, T Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Hannover, Germany

Einleitung: Die antibiotische Therapie der Cholangitis ist aufgrund bakterieller Resistenzen oder insuffizienter Antibiotikatherapie häufig unzureichend. Der Keimnachweis aus Blutkulturen gelingt nur in 50% der Fälle.

Ziel: Untersuchung des Einflusses der mikrobiologischen Analyse des Gallensaftes auf das Antibiose-Management bei Patienten mit Cholangitis sowie Detektion von Risikofaktoren für eine Bakteriobilie.

Methodik: Prospektive mikrobiologische Analyse von Gallensaft, welche vor Kontrastmittelgabe zu Beginn der ERC (n=366) oder PTC (n=34) bei Patienten, die sich zur Cholangiographie (Benigne Strikturen (46%), maligne Strikturen (27%), Lebertransplantation (LTX) (27%)) vorstellten, aspiriert wurde.

Ergebnisse: Patienten mit biliärer Stentanlage, Z.n. LTX oder wiederholten cholangiographischen Eingriffen haben ein hohes Risiko für eine Bakteriobilie (p<0,05). Gram-positive Monoinfektionen finden sich vor allem bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC) (p<0,01). Vor 40 Cholangiografien hatten Patienten eine Cholangitis trotz Antibiose. Nach Erhalt der Analyse des Gallensaftes wurde die Antibiose in 72,5% der Fälle umgestellt. Bei Patienten mit Post-ERC Cholangitis (27 Untersuchungen) wurde die Antibiose in 67% der Fälle nach Erhalt der Gallensaftanalyse geändert oder spezifisch begonnen. Die Blutkulturen erbrachten nur in 30% bzw. 50% einen Keimnachweis. Diese Keime im Blut waren stets auch im Gallensaft zu finden.

Schlussfolgerung: Keimbesiedelungen in der Galle sind besonders häufig bei Patienten mit biliärer Stentanlage, Z.n. LTX oder wiederholten cholangiographischen Eingriffen. Bei Patienten mit PSC sind signifikant öfter Gram-positive Keime nachweisbar, was bei der Wahl des Antibiotikums entscheidend ist. Gallensaftkulturen sind Blutkulturen im Nachweis von Keimen bei der Cholangitis überlegen. Da die empirische antibiotische Therapie häufig nicht ausreicht und sie der tatsächlichen Resistenzlage angepasst werden muss, sollte die mikrobiologische Gallensaftanalyse während Cholangiographie obligatorisch bei Patienten mit Cholangitis durchgeführt werden.