Endoskopie heute 2010; 23 - FV10
DOI: 10.1055/s-0030-1251630

Erlernen von NOTES: gibt es unterschiedliche, fachspezifische Aspekte und Anforderungen an das Training der interdisziplinären Technik?

S Gillen 1, A Fiolka 2, M Kranzfelder 1, M Feith 1, A Meining 3, H Feussner 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der TU München, München, Germany
  • 2Institut für Minimalinvasive Therapeutische Intervention, München, Germany
  • 3II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, München, Germany

Hintergrund: Der Trainingsbedarf von Endoskopikern und Chirurgen bei dem Erlernen von NOTES Techniken ist unterschiedlich. Interventionelle Gastroenterologen beherrschen den Umgang mit dem flexiblen Endoskop, dagegen stellt jedoch die anatomische Orientierung in der Bauchhöhle eine Herausforderung dar. Chirurgen sind hierin geübter, dagegen wirkt die Instabilität des Situs (z.B. durch Respirationsverschiebung) und des Bildes (fehlende Stabilität des „Horizontes“– ständiger Wechsel von „Oben und Unten“) stark irritierend. Durch ein vorheriges Simulationstraining können diese Schwierigkeiten überwunden werden.

Methoden: Der „ELITE“ (endoskopisch-laparoskopisch interdisziplinäre Trainingseinheit) ist ein ex-vivo Trainingsmodell, welches verschiedene NOTES-Eingriffe wie z.B, Cholezystektomien, simulieren lässt. Das Trainingssystem wurde bei vielen medizinischen Workshops vorgestellt und bezüglich der Ausbildung und des Trainings von NOTES Techniken erfolgreich evaluiert. 20 Probanden (Gastroenterlogen/Chirurgen) führen derzeit mit oder ohne vorheriges Training am ELITE Modell eine NOTES Cholezystektomie am Schwein durch.

Ergebnisse: In der aktuellen Studie zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die OP-Zeit nach dem Training deutlich geringer ist (85 Minuten ohne vorheriges Training versus 66 Minuten nach absolviertem Training). Erfahrene Chirurgen absolvierten die gestellte Aufgabe mit durchschnittlich 71 Minuten (±27,3min) für die Cholezystektomie deutlich schneller als Internisten mit 98 Minuten (±24,6min).

Diskussion: Die Erfahrungen aus der aktuellen Studie zeigen, dass die Präparation mit den neuen Geräten in Kombination mit der flexiblen Endoskopie von den meisten Probanden erheblich unterschätzt wurde. Bei den Tierversuchen ohne vorheriges Training am Phantom mussten zunächst Grundkenntnisse im Einsatz der flexiblen Endoskope vermittelt werden, sodass der eigentliche präparative Teil des Eingriffes verzögert begonnen werden konnte. Weiterhin stellt sich die Triangulation mit dem Endoskop schwierig dar, haptische Eigenschaften und direkte Kraftausübung sind nicht möglich und müssen daher ausgeglichen werden. Die Wahl des Zugangsweges, sowie ein sicherer Verschluss desselben, sowie die Orientierung in der Bauchhöhle sind weitere wichtige Aspekte, die Im Training von NOTES in besonderer Weise berücksichtigt werden müssen.

Schlussfolgerung: Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass es Unterschiede in den Anforderungen an ein Training und an spezielle Trainingsphantome für NOTES in Abhängigkeit der Fachrichtungen gibt. Für die Einführung/Etablierung von NOTES erscheint ein Stufentraining mit Beginn am Simulator vor der Anwendung im Tierversuch sinnvoll, Trainingsphantome wie der ELITE-Simulator sind hilfreich um NOTES-spezifische Techniken zu trainieren.