Pneumologie 2010; 64 - P387
DOI: 10.1055/s-0030-1251343

Dexrazosan nach intrapleuralem Paravasat von Epirubicin

Y Ploner 1, A Gröschel 1, K Rentz 1, N Kranzhöfer 1, C Zwick 1, GW Sybrecht 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Innere Medizin V, Homburg (Saar)

Einleitung: Eine 51-jährige Patientin wird uns nach Auftreten eines Pleuraergusses nach Verabreichung von Epirubicin zugewiesen. Die Chemotherapie war über ein neu angelegtes Portkathetersystem appliziert worden, währenddessen war es zu heftigen linksthorakalen Schmerzen gekommen. Der Erguss sowie die fehlerhafte Lage des Portkatheters waren durch eine Röntgenaufnahme und ein CT des Thorax gesichert worden.

Therapie: Es erfolgte die sofortige Anlage einer Thoraxdrainage, die klares Sekret förderte. Die Pleurahöhle wurde täglich mehrfach mit physiologischer Kochsalzlösung gespült. Bei weiterhin ausgeprägter Schmerzsymptomatik wurde eine ausgedehnte analgetische Therapie eingeleitet. Außerdem erfolgte die intravenöse Gabe von Dexrazosan (1000mg/m2 an Tag 1 und 2, 500mg/m2 an Tag 3).

Verlauf: Nach neun Tagen wurde die Thoraxdrainage entfernt, in den nachfolgenden Kontrolluntersuchungen zeigte sich mehrfach ein punktionswürdiger Pleuraerguss, die linksseitigen Thoraxschmerzen bestanden weiterhin.

Diskussion: Dexrazosan, ein Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA)-Derivat wirkt kardioprotektiv und scheint die Epirubicin-induzierte Kardiomyopathie, die im Falle einer intrapleuralen Applikation des Chemotherapeutikums verstärkt auftritt, zu minimieren. Dexrazosan ist ein Topoisomerase II Inhibitor und verhindert die durch die Antracycline vermittelte Stabilisierung der Topo-II DNA-Komplexe, welche zum Zelltod führen. Ein intrapleurales Paravasat kann sich so möglicherweise auf die Pleura begrenzen ohne tiefgreifendere Schäden zu verursachen.

Zusammenfassung: Nach Anlage eines Portkathetersystems bei geplanter Chemotherapie muss eine sorgfältige Lagekontrolle erfolgen. Ein intrapleurales Extravasat mit Epirubicin sollte schnellstmöglich drainiert werden. Dexrazosan verhindert möglicherweise Langzeitschäden im Sinne einer Kardiomyopathie oder Gewebsnekrose.