Kasuistik: Ein bisher gesunder 40-jähriger Patient klagt seit 3 Wochen über Atemnot und trockenen
Reizhusten. Bei fehlender klinischer Besserung unter einer ambulanten Breitbandantibiose
wegen beidseitiger „pneumonischer“ Infiltrate wird der Patient wenige Stunden nach
der Aufnahme intubations- und katecholaminpflichtig, um anschließend eine 4 w öchige
maschinelle Beatmung zu benötigen. Bei ubiquitären milchglasartigen Verdichtungen
beidseits mit Betonung der basalen Abschnitte sowie konsolidierenden Arealen konnte
in der BAL eine stark erhöhte Zellzahl mit einer hochgradigen Neutrophilie (78%) und
stark erniedrigtem CD4/CD8-Quotienten (0,13) und in der Histologie der Befund einer
interstitiellen Pneumonie vom Typ der organisierenden Pneumonie gewonnen werden. Aufgrund
der Schwere des Krankheitsbildes wurde der begleitende myositische Aspekt maskiert.
Aufgrund der Histologie und Creatinkinase-Erhöhungen konnten laborchemisch hochpositive
anti-Jo-1-Antikörper zur Diagnosestellung eines Anti-Jo-1-Syndroms nachgewiesen werden.
Das Krankheitsbild konnte mittels Cyclophosphamid-Bolus, hochdosierter Prednisolon-Gabe
und Immunglobulinen erfolgreich therapiert werden.
Diskussion: Autoimmune Myositiden bilden eine heterogene Gruppe erworbener Muskelerkrankungen
mit möglichen extramuskulären Manifestationen, u.a. bei ca. 10% als interstitielle
Lungenerkrankungen. Bei einem Teil dieser Patienten finden sich Antikörper gegen Aminoacyl-tRNA-Synthetasen
(z.B. Antikörper gegen Jo-1) und erlauben damit eine Zuordnung zu Myositis-assoziierten
Syndromen, wie z.B. dem Symptomentrias Myositis, Polysynovitis und fibrosierende Alveolitis
als Jo-1- oder Antisynthetase-Syndrom. Bei mehr als 60% der Patienten mit einem Anti-Jo-1-Syndrom
ist die Lungenbeteiligung der führende Grund für die Morbidität der Patienten und
maskiert häufig initial die muskuläre Beteiligung. Die Cyclophosphamidgabe sollte
bei interstitieller Lungenbeteiligung im Therapiekonzept enthalten sein.