Pneumologie 2010; 64 - P77
DOI: 10.1055/s-0030-1251179

Stellenwert der bronchoalveolären Lavage in der Diagnostik amiodaroninduzierter Lungenveränderungen

M Schwaiblmair 1, C Faul 2, T Haeckel 3, W Behr 4, T Wagner 5, T Berghaus 2
  • 1Klinikum Augsburg, I. Med. Klinik Funktionsbereich Pneumologie
  • 2
  • 3Klinikum Augsburg Klinik für diagnostische Radiologie und Neuroradiologie
  • 4Klinikum Augsburg Institut für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Umwelthygiene
  • 5Klinikum Augsburg Institut für Pathologie

Kasuistik:

Eine 85-jährige Patientin wurde uns zur Abklärung einer seit einigen Tagen zunehmenden Belastungsdyspnoe mit unklaren pulmonalen Infiltraten zuverlegt. Bei schwerer respiratorischer Partialinsuffizienz (pO2: 53mm Hg, pCO2: 30mm Hg) und beidseitigen fleckigen Infiltraten erfolgte initial eine Breitbandantibiose. Bei „therapierefraktärer“ Pneumonie führten wir anschließend eine flexible Bronchoskopie durch. In der broncho-alveolären Lavage zeigte sich eine Vermehrung neutrophiler Granulozyten (15%) mit erniedrigtem CD4/CD8-Quotienten (0,53) in der Lymphozytendifferenzierung. Histologisch – mittels transbronchialer Lungenbiopsate – lag der Befund einer chronisch interstitiellen Pneumonie mit einer deutlichen Ansammlung von Schaumzellmakrophagen vor. Wegen der seit 13 Monaten bestehenden Amiodarontherapie aufgrund eines intermittierenden Vorhofflimmerns konnte die Diagnose einer amiodaroninduzierten Lungenveränderung gestellt werden.

Diskussion:

Amiodaron verursacht in 5–10% der Patienten ein pulmonal arzneimitteltoxisches Krankheitsbild. Anhand dieses Fallbeispieles und der in den letzten Jahren in unserem Klinikum diagnostizierten Fälle wird der Stellenwert der bronchoskopischen Diagnostik in der Diagnosestellung dargestellt. In Übereinstimmung mit der vorhandenen Literatur werden in der broncho-alveolären Lavage eine Vielzahl von Veränderungen nachgewiesen. Der häufigste Befund stellt eine Verminderung der Makrophagenzahl mit konsekutiver Erhöhung von neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten und/oder Eosinophilen dar. Die Schaumzellmakrophagen sind zwar für den Amiodaroneffekt recht charakteristisch, erlauben jedoch keine Aussage über die eingetretene Lungentoxizität. Inwieweit eine Erhöhung der CD8-Lymphozyten – wie in unserem Fallbeispiel – von diagnostischem Wert ist, wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Desweiteren korrelieren die Befunde der broncho-alveolären Lavage nicht mit der Schwere und damit der Prognose der Erkrankung.