Pneumologie 2010; 64 - P316
DOI: 10.1055/s-0030-1251171

Transbronchiale Kryobiopsie bei Lungengewebserkrankungen – Untersuchungstechnik, Risikoprofil, diagnostischer Nutzen

M Hamm 1, G Großheim 1, W Meister 1, O Tomsing 1, H Maschek 1
  • 1Lungenklinik Diekholzen gGmbH

Hintergrund: Die Diagnostik von interstitiellen Lungenkrankheiten ist schwierig. Die einfache und relativ risikoarme transbronchiale Zangenbiopsie liefert wegen der kleinen, durch Quetschartefakte veränderten Biopsate nur in ca. 30% eine eindeutige Histologie. Die chirurgische Lungenbiopsie (meist videoassistierte Thorakoskopie, VATS) ermöglicht bei allerdings wesentlich höherem Aufwand eine Diagnosestellung je nach Definition in >90%. Die transbronchiale Kryobiopsie wurde erstmals 2005 beschrieben, Berichte über den Einsatz in der klinischen Routine fehlen bisher.

Methode: Retrospektive Auswertung von transbronchialen Lungenbiopsien mit der flexiblen Kryosonde (Fa. Erbe) bei 64 Patienten mit peripheren Lungenveränderungen im Routinebetrieb seit 2/2008. Kombinierte starre/flexible Bronchoskopie, je 1–4 Kryobiopsien unter Röntgendurchleuchtung.

Ergebnisse: In 12 von 64 Fällen (19%) Sondierung peripherer Tumore unter Durchleuchtung, in den übrigen Fällen interstitielle bzw. infiltrative Lungenveränderungen. In 4 Fällen konnte das Zielareal mit der Sonde nicht erreicht werden. Bei 60 Patienten (92%) für den Untersucher und den Pathologen repräsentative Biopsate. In 28 dieser 60 Patienten (47%) wegweisende Histologie, in 32 Fällen (53%) Histologie unauffällig oder unspezifisch. Relevante Komplikationen bei 7 Untersuchungen (11%): 5 Blutungen (8%), alle bronchoskopisch beherrschbar. 2 Pneumothoraces (3%), in einem Fall operative Versorgung durch VATS erforderlich.

Schlussfolgerung: Die transbronchiale Kryobiopsie liefert im Vergleich zur Zangenbiopsie bei vergleichbarer Komplikationsrate größere und artefaktarme Biopsate. Die Untersuchung muss mit starrer Bronchoskopie oder zumindest über Tubus erfolgen. Gegenüber der chirurgischen Lungenbiopsie ist die Kryobiopsie durch den geringeren Untersuchungsaufwand und den kürzeren stationären Aufenthalt eine interessante Alternative.