Einleitung: Chiari-Malformationen Typ 1 sind kongenitale Fehlbildungen im Bereich der hinteren
Schädelgrube mit Herniation der Kleinhirntonsillen durch das Foramen magnum, welche
oft asymptomatisch sind. Typische klinische Manifestationen im Kindesalter wie Apnoen
im Schlaf, Kopf- und Nackenschmerzen sowie kaudale Hirnnervensymptome entstehen bei
Kompression des Hirnstammes oder der versorgenden Gefäße sowie bei Störungen der Liquorzirkulation.
Fallberichte: Wir stellen zwei weibliche, bisher asymptomatische Patientinnen vor, welche sich
präsentierten mit Stauungspapille (Pat. I) bzw. Nystagmus (Pat. II). Beide Patientinnen
zeigten in der Kernspintomografie einen leichten Tiefstand der Kleinhirntonsillen
ohne Anhalt für eine Kompression oder eine Liquorzirkulationsstörung.
Pat. I wurde bei in der Lumbalpunktion gemessenem erhöhtem intrakraniellem Druck bei
V.a. Pseudotumor cerebri medikamentös behandelt, was zu einem Rückgang der Stauungspapille
führte. Bei erneuter Zunahme der Stauungspapille sowie Anstieg des intrakraniellen
Druckes nach Absetzen der Therapie wurde eine Dekompression der hinteren Schädelgrube
durchgeführt, welche zu einem anhaltenden Rückgang der Stauungspapille führte.
Pat. II stellte sich mit akut aufgetretenem vertikalen Nystagmus und ausgeprägten
Oszillopsien sowie kompensatorischen Kopfschleuderbewegungen vor. Auch bei ihr zeigte
sich nach Dekompression der hinteren Schädelgrube ebenfalls ein deutlicher Rückgang
der Beschwerden.
Schlussfolgerung: Die vorgestellten Fälle zeigen, dass im Kindesalter auch ein leichter Tiefstand
der Kleinhirntonsillen zu einer klinischen Symptomatik führen kann. Bei Vorliegen
von Hirnnervenausfällen sollte daher auch bei milder Ausprägung der Chiari-Malformation
Typ 1 ohne Darstellung einer Hirnstammkompression eine Dekompression der hinteren
Schädelgrube diskutiert werden.