Klin Padiatr 2010; 222 - P18
DOI: 10.1055/s-0030-1251073

Prämaturer Verschluss des Ductus arteriosus als Ursache persistierender neonataler Zyanose nach intrauterinem Papillarmuskelabriß der Trikuspidalklappe

R Kaulitz 1, L Sieverding 1, G Kerst 1, W Schneider 1, G Ziemer 1, G Ziemer 1, M Hofbeck 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Tübingen

Der prämature Verschluss des Ductus arteriosus kann zu sehr variabler Symptomatik führen, die eine transiente Trikuspidalinsuffizienz, Rechtsherzbelastung und -hypertrophie bis zu schwerer respiratorischer Insuffizienz umfassen kann. Bei postpartaler Zyanose wurde bei einem reifen Neugeborenen unter dem Verdacht auf eine Pulmonalatresie bereits in der Geburtsklinik eine hoch-dosierte Prostaglandin (PG)-Infusion und Beatmung begonnen. Die Hypoxämie (pO2 <30 mmHg) persistierte, echokardiographisch zeigte sich ein extrem dilatierter rechter Vorhof und Ventrikel mit echoreichen Myokardarealen, rechts-links-Shunt über das F.ovale und hochgradiger Trikuspidalinsuffizienz mit Prolabieren des anterioren Segels und unvollständigem Klappenschluss; bei erheblich vermindertem antegradem Pulmonalisfluss bestand funktionell das Bild einer „Pulmonalatresie“. Nach mehrstündiger PG-Infusion weiterhin kein Ductus-Nachweis, Gabe pulmonaler Vasodilatoren ohne Besserung der Oxygenierung. Am 1. Lebenstag Indikation zur Trikuspidalrekonstruktion mit Chorda- und Papillarmuskelersatz und Resektion des Duktus. Histologisch war der Ductus pulmonalwärts bindegewebig verschlossen, im aortalen Anteil herdförmig verkalkter Thrombus. Komplikationsloser Verlauf bei belassenem F.ovale unter zunächst beibehaltener NO-Gabe über 4 Tage und Extubation am 8. postop. Tag. Es besteht postoperativ eine erstgradige Trikuspidalinsuffizienz ohne Anhalt für eine rechtsventrikuläre Druckerhöhung. Der intrauterine Ductusverschluss (spontan oder nach Einnahem von PG-synthesehemmern) kann durch rechtsventrikuläre Druckerhöhung, Myokardischämie und Minderperfusion des anterioren Papillarmuskels eine ischämische Ruptur mit hochgradieger Trikuspidalinsuffizienz verursachen. Bei persitierender Hypoxie kann nur eine umgehende komplexe Trikuspidalklappenrekonstruktion einen fatalen Ausgang verhindern; als Alternative bliebe nur –wie in der Literatur beschrieben- die ECMO-Therapie.