Klin Padiatr 2010; 222 - P03
DOI: 10.1055/s-0030-1251058

Plasmazellen und Gedächtnis-B-Zellen exprimieren nach allergischer Sensibilisierung unterschiedliche Immunglobulin E-Repertoires

T Rogosch 1, S Kerzel 1, L Sikula 1, KP Schlingmann 1, RF Maier 1, M Zemlin 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Marburg, Marburg

Hintergrund: Die Auswahl von Allergen-spezifischen B-Zellen in den Pool der IgE-produzierenden Plasmazellen ist ein kritischer Schritt der Dysregulation des Immunsystems während der allergischen Sensibilisierung. Im Gegensatz zu Plasmazellen ist die Rolle IgE-produzierender Gedächtniszellen in der Allergie noch unbekannt. Bisherige Untersuchungen der IgE-produzierenden Gedächtniszellen scheiterten an ihrer geringen Anzahl, so dass ihre Existenz von einigen Autoren angezweifelt wurde.

Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung war es, die Frage nach der Existenz von IgE-Gedächtniszellen zu beantworten und ggf. das IgE-Repertoire von Gedächtniszellen und Plasmazellen auf molekularer Ebene zu vergleichen.

Methoden: Wir haben Lymphozyten der Milz von mit Ovalbumin sensibilisierten BALB/c Mäusen durchflusszytometrisch in Plasmazellen (CD138pos, PZ) und Gedächtniszellen (CD19pos/CD138neg, GZ) sortiert. Per reverser Transkriptase-PCR haben wir mRNA der schweren Kette des IgE amplifiziert und sequenziert. Als Referenz wurde das IgM Repertoire derselben Tiere herangezogen.

Ergebnisse: IgE zeigt im Vergleich zu IgM eine oligoklonale Expansion, eine geringere klonale Diversität (21% (PZ), 30% (GZ) vs. 94% (IgM), p<0,001) und eine höhere somatische Mutationsrate (51,5‰ (PZ), 31,7‰ (GZ) vs. 11,8‰ (IgM), p<0,001, p<0,05). Interessanterweise unterscheiden sich auch die beiden IgE-produzierenden Zellpopulationen voneinander: IgE Sequenzen von Plasmazellen haben mehr Anzeichen für eine Antigen-Selektion, d.h. mehr somatische Mutationen (51,5‰ vs. 31,7‰, p<0,05), eine Anhäufung von Austauschmutationen in den Antigen-Bindungsstellen (complementarity determining regions) (15,0% vs. 1,4%, p<0,01) und ein fokussierteres IgE-Repertoire.

Schlussfolgerung: IgE-produzierende Gedächtniszellen existieren tatsächlich und produzieren ein anderes IgE-Repertoire als IgE-Plasmazellen. IgE-Plasmazellen zeigen deutlich stärkere Anzeichen der Antigen-abhängigen Zell-Selektion als IgE-Gedächtniszellen.