Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0030-1251033
Vitamin-B12-Mangel beim vollgestillten Säugling
Störungen des Wachstums und psychomotorische Entwicklungsretardierung im Säuglingsalter können durch Vitamin-B12-Mangel verursacht werden. Dieser in Mitteleuropa seltene Vitaminmangel kann prä- und postnatal durch vegane Ernährung der Mutter entstehen.
Wir berichten über einen 8 Monate alten Säugling (voll gestillt, Mutter streng vegan ernährt), der wegen respiratorischer Insuffizienz im Rahmen einer Pneumonie stationär aufgenommen wurde. Zudem bestand eine Gedeihstörung sowie neurologische Auffälligkeiten (deutliche Entwicklungsverzögerung, Apathie, Muskelhypotonie, im EEG Zeichen einer schweren Enzephalopathie). Diagnostisch hinweisend war die megaloblastäre Anämie (Hb 6,2g/dl, Hkt 17,8%, MCV 102 fl, MCH 35,5µg). Vitamin B12 war stark erniedrigt, die Erhöhung der Metaboliten Homocystein und Methylmalonsäure bewies die Diagnose. Unter Substitution von Vitamin B12 verbesserte sich die klinische Symptomatik erfreulich rasch, der EEG Befund normalisierte sich. Das MRT des ZNS vor Entlassung zeigte vertiefte Sulci der Großhirnhemisphären sowie ein erweitertes Ventrikelsystem. Die Nachuntersuchung des Kindes steht noch aus.
Differentialdiagnostisch sollte im Säuglingsalter bei Entwicklungsverzögerung mit Gedeihstörung der Vitamin-B12-Mangel einbezogen werden. Die frühestmögliche Diagnose des Vitamin-B12-Mangels ist dringend notwendig, da durch rechtzeitige Substitution die neurologische Symptomatik verhindert wird, bei bereits betroffenen Kindern kann (zum Teil) eine Normalisierung des Befundes erreicht werden.