Klin Padiatr 2010; 222 - V03
DOI: 10.1055/s-0030-1251028

Essstörungen bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500g im Alter zwischen 1 und 7 Jahren

N Grass 1, M Heckmann 1, KP Zimmer 1, D Faas 1
  • 1Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Giessen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Allgemienpädiatrie und Neonatologie, Giessen

Hintergrund: Frühgeborene (FG) gelten als Risikogruppe für das Auftreten frühkindlicher Essstörungen. Die Folgen können gravierend sein. Fragestellung: Ermittlung der Inzidenz von Essstörungen bei FG und Identifizierung von Risikofaktoren. Methode: 297 Eltern von FG <1500g erhielten einen Fragebogen, der die Symptome einer Essstörung (partielle und komplette Nahrungsverweigerung, Erbrechen, Verschlucken, selektive Nahrungsaufnahme) für verschiedene Altersabschnitte erfasst. Die Schwere der Essstörung wurde mittels eines Scores beschrieben: Relativen Häufigkeiten bzw. definierten Ausprägungsgraden wurden Punktewerte (0/1/3/5/7) zugeordnet und addiert (max. Score: 35). Der Cut-Off für das Vorliegen einer Essstörung wurde bei insgesamt 10 Punkten, oder dem monosymptomatischen Auftreten von 7 Punkten festgesetzt. Dadurch müssen mindestens mehrere Symptome in mittelmäßiger bis starker oder ein Symptom in sehr starker Ausprägung vorliegen. Ergebnisse: 178 Fragebögen wurden ausgewertet. Es fanden sich folgende Inzidenzen: 1. LJ.: 25%, 1–2 Jahre: 18%, 2–4 Jahre: 14%, 4–6 Jahre: 6%. FG mit Essstörung unterschieden sich von FG ohne Essstörung: Gestationsalter (MW 26,9 vs. 27,9 Wochen; p<0,001), Geburtsgewicht (MW 965 vs. 1099g; p<0,05), Beatmungsdauer (Median 121 vs. 24h; p<0,001), Dauer des CPAP (Median 158 vs. 48h; p<0,05), Auftreten höhergradiger Hirnblutungen (13,64 vs. 4,55%, p<0,077), Auftreten der ROP (11,36 vs. 1,82%; p<0,05), stationäre Behandlungsdauer (Median 87 vs. 60 Tage, p<0,001), Gewichtsperzentile nach dem 1. LJ. (Median 6,5 vs. 9,5, p<0,001). Als unabhängige Risikofaktoren zeichnen sich Beatmungsdauer sowie Gestationsalter ab. Schlussfolgerung: Essstörungen bei FG beginnen innerhalb des 1. LJ. Risikofaktoren sind: niedriges Gestationsalter und Geburtsgewicht, lange Beatmungsdauer und das Auftreten neonataler Komplikationen. Das Vorliegen einer Essstörung war außerdem mit einem schlechteren postnatalen Wachstum assoziiert.