Z Orthop Unfall 2011; 149(3): 265-270
DOI: 10.1055/s-0030-1250518
Varia

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Elektromagnetische Felder, elektrischer Strom und Knochenheilung: was ist gesichert?

Electromagnetic Fields, Electric Current and Bone Healing – What is the Evidence?B. Schmidt-Rohlfing1 , J. Silny2 , K. Gavenis3 , N. Heussen4
  • 1Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Aachen
  • 2Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit, Universitätsklinikum Aachen
  • 3Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, RWTH Aachen
  • 4Institut für Medizinische Statistik, Universitätsklinikum Aachen
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Publication Date:
21 January 2011 (online)

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Zusammenfassung

Seit über 30 Jahren werden mögliche Effekte von elektromagnetischen Feldern und elektrischem Strom auf die Knochenheilung untersucht. Bislang gilt diese Therapieoption als umstritten und wird nicht routinemäßig eingesetzt. Diese systematische Literaturübersicht und Metaanalyse hat zum Ziel, die möglichen Effekte von unterschiedlichen Feldern auf die Knochenheilung zu untersuchen. Im Rahmen einer systematischen Literatursuche wurden randomisierte klinische Studien identifiziert und ausgewertet. Die Studien, die als Zielgröße die knöcherne Durchbauungsrate untersuchten, wurden in einer Metaanalyse zusammengefasst, die mit dem „Random Effects“-Modell durchgeführt wurde. Insgesamt 14 randomisierte klinische Studien konnten identifiziert werden mit einem Gesamtumfang von 915 Patienten. In der überwiegenden Zahl der Studien wurden pulsierende elektromagnetische Felder (PEMF) verwendet. Von den 14 Studien konnten 9 in der Metaanalyse zusammengefasst werden; hierbei fand sich kumulativ ein Odds Ratio von 3,5 bei einem 95 %-Konfidenzintervall von 1,94–6,3. Eine Subgruppenanalyse nach der methodischen Qualität der eingeschlossenen Studien zeigte, dass dieser signifikante Unterschied in den qualitativ höherwertigen Studien nicht bestätigt werden konnte. In Anbetracht der in den Studien verwendeten sehr heterogenen physikalischen Parametern mit unterschiedlichen Frequenzen, Zeitformen, unterschiedlichen Flussdichten sowie in Anbetracht der methodischen Schwächen vieler Studien erscheint eine zusammenfassende Interpretation schwierig. Standards oder allgemeine Therapieempfehlungen können bei der derzeitigen Studienlage nicht ausgesprochen werden.

Abstract

For more than 30 years the potential effects of electrical stimulation on bone healing have been investigated. Up to now this therapy is controversial and not established as a standardised treatment option. This systematic review and metaanalysis focuses on the potential effects of electromagnetic fields and high-frequency electric fields on bony healing. In a systematic literature search randomised clinical trials were identified and analysed. Those studies with the primary endpoint “rate of bony healing” were combined in a metaanalysis which was performed with the “random effects” model. We found a total of 14 randomised clinical trials. These studies included a total of 915 patients. The majority of these studies used pulsed electromagnetic fields (PEMF). Out of the 14 studies nine were suitable for the metaanalysis which revealed a cumulative odds ratio of 3.5 and a 95 % confidence interval of 1.94–6.3. When performing a subgroup analysis a statistically significant result could not be confirmed by the studies with a higher methodological quality. In view of the heterogeneous physical parameters with different frequencies, time course, flux densities and in view of the methodological deficits, a general conclusion seems difficult. Recommendations or standards of therapy are so far not available.

Literatur

Prof. Bernhard Schmidt-Rohlfing

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Universitätsklinikum Aachen

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

Phone: 02 41/8 08 93 79

Fax: 02 41/8 03 38 83 60

Email: bschmidt-rohlfing@ukaachen.de