Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214 - V15
DOI: 10.1055/s-0030-1248810

Strategien zur ösophaguserhaltenden Therapie bei langstreckiger Ösophagusatresie

H Gitter 1, J Foker 2, A Leutner 1, C Lorenz 1
  • 1Klinikum Bremen-Mitte, Klinik für Kinderchirurgie und -urologie, Bremen, Deutschland
  • 2University of Minnesota School of Medicine, Dpt. of Surgery, Division of Cardiothoracic Surgery, Minneapolis, USA, Vereinigte Staaten von Amerika

Die therapeutische Option erster Wahl bei langstreckiger Ösophagusatresie ist die ösophaguserhaltende Versorgung mit End-zu-end-Anastomose. Ösophagusersatzoperationen beinhalten – insbesondere bei Betrachtung des langfristigen Verlaufs – höhere Risiken und Probleme unabhängig vom gewählten Ersatzverfahren. Um die lange Distanz zu überbrücken, müssen die Ösophagussegmente wachsen. Dies kann im Rahmen des allgemeinen Wachstums des Kindes buchstäblich erwartet werden, allerdings mit einer deutlichen Misserfolgsrate (fehlendes ausreichendes spontanes Wachstum).

Durch Elongation beider Segmente kann in einem Zeitraum von ca. 6–12 Wochen eine Entwicklung beider Segmente induziert werden, so dass bei längeren Distanzen dann eine (aufgeschobene) primäre Anastomose durchgeführt werden kann. Sehr problematisch ist die Situation bei sogenannten ultralangen Distanzen und beim hypoplastischen unteren Segment. John Foker konnte mit seiner Traktionsmethode erreichen, dass auch solche Situationen ösophaguserhaltend mit End-zu-End-Anastomose versorgt werden können. Beide Segmente werden dabei zunächst unter internen, dann externen Zug gesetzt durch Traktionsnähte, die extraluminal in der Wand der Ösophagussegmente gestochen werden müssen. Bei der externen Traktion werden diese Nähte dann nach außen geführt und hier wird täglich die Zugspannung erhöht. Hierdurch wird vor allem das Wachstum der Segmente sehr deutlich angeregt und ermöglicht nach einem relativ kurzen Zeitraum von 1–2 Wochen eine sichere Anastomose.

Eine (passagere) Ausleitung des oberen Segmentes erschwert diese Verfahren erheblich, gefährdet den Ösophaguserhalt und ist unnötig. Sie sollte daher nicht mehr angewandt werden.

Beide Methoden (Elongation und Traktion) ermöglichen ein ösophaguserhaltendes Vorgehen mit End-zu-End-Anastomose auch bei sehr langstreckigen Atresien und mit den gleichen Risiken wie bei unkomplizierten Ösophagusatresien. Damit kann das Ziel einer normalen Ernährung und Entwicklung erreicht werden.

Wir stellen beide Methoden mit klinischen Beispielen und eigenen Erfahrungen vor